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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1967/0249
wenn ihnen nicht Wind und Wetter die Feinheiten ihrer Konturen inzwischen
genommen haben, ist nicht die Rede.

Nach einem Prospekt „Der Hochfürstlich-Marggräfllich-Badischen-Residentz zu
Rastatt, wie solche gegen die Stadt anzusehen ist", nach F. J. Krohmer von 1733,
ist das Schloß bereits mit seinen Standbildern dargestellt. Der Markgraf wird sie
wohl nicht mehr erlebt haben, da sie vermutlich erst zwischen 1712 und 1733
aufgestellt wurden, ebenso wie die Anbringung der Statue des Jupiters auf dem
First des Schlosses, die erst nach dem Regierungsende der Markgräfin (1727)
erfolgte.

Sie sind Teil dieses gewaltigen Bauwerks, Ausdruck des Geistes eines Fürsten
mit Verdiensten für die abendländische Kultur, ästhetische Gebilde eines zierlichen
Reigens rundum auf Simsen, Pilastern und Risaliten, dekorativer Schmuck als
besonders schön erfundene und arrangierte Figuren.

Es war etwas Neues, was man hier an den Rand der Rheinkiese verpflanzte,
Kunstelemente aus einer fruchtbareren Kulturzone, ein revolutionierender Kunstgedanke
an den Ufern der Murg, der langsam ein Kulturbewußtsein zu schaffen
half in einem vom Dorf sich zur Residenzstadt entwickelnden Gemeinwesen, das
mit allen Insignien der Vergangenheit in den Flammen untergegangen war und
dessen Bevölkerung nach dem großen Brand sich fast nur aus Vertriebenen und
Besitzlosen zusammensetzte. Dieser figürliche Schmuck bildete damals die Atmosphäre
des Neuen, die dem Schloß den Horizont gab, heute freilich im Rückblick zugleich
ein Ausdruck jener Epoche, die sich mit so viel Grazie ans Leben klammerte.

Uber die Mitarbeiter Rossis, später Rohrers, die die Steinbilder geschaffen haben
könnten, ist wenig überliefert. „Wir hören von einem Herrn ,Amadeo', von dessen
Funktionen wir uns indessen keine rechte Vorstellung machen können. Von dem
,Sculpteur und Urnenmacher' Egid Simon Pierard, der sehr faul und unzuverlässig
gewesen sein muß und lieber seinen Garten jenseits der Murg bearbeitete,
als daß er seine tönernen Urnen formte."

Der Bildhauer Carlo Faretti aus Castiglione am Corner See scheint nur vorübergehend
in Rastatt tätig gewesen zu sein. Die Nachrichten über ihn sind zu
dürftig, als daß eine der plastischen Arbeiten am Schloß mit seinem Namen in
Verbindung gebracht werden kann.

Jene Zeit war der Klassik und ihren Sagenkreisen weit aufgeschlossen, und was
lag näher, ihren Allegorien die geistigen Elemente zu entlehnen, aber auch der
Geschichte zu folgen, die Darstellung der handwerklichen Künste nicht außer acht
zu lassen und menschlichen Eigenschaften Sinnbilder zu schaffen oder den Liebreizen
schlechthin. Wir sehen die Eitelkeit, wie kann es wohl anders sein, als
Frauenzimmer jener Zeit, und ewig gültig artig und fein, allem Gegenständlichen
entrückt, einen Spiegel, dem Symbol wirklicher Eitelkeit, zur Seite erhoben. Man
ist geneigt, an jenen Vergleich Goethes im „Faust" zu denken: „Was Ihr den Geist
der Zeiten heißt, das ist im Grund der Herren eigner Geist, in dem die Zeiten
sich bespiegeln."

Voller Phantasie sind die Expressionen dieser puttenartigen Geschöpfe und ihrer
männlichen Gegenspieler.

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