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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1967/0254
Mit unterrichtendem Blick auf die möglichen und zum Teil zeitbedingten wie vom Stil
verlangten „Turmstellungen" (auf Dachreiter, auf Achsenstellung u. ä.), auf die nicht
einfache und einheitliche Fachbezeichnung und auf landschaftliche Verbreitung dieser dörflichen
Kirchenbauformen (verfolgbar bis Graubünden, ins niederösterreichische Waldviertel,
bis in die Gegend von Wien, in Steiermark, Kärnten und Tirol) umgreift der Verfasser
genauer abgrenzend das Land Baden, die Gebiete von Unterfranken, das benachbarte
Württemberg und wendet sich gegen die unsachliche Auffassung, als handle es sich bei der
Chorturmkirche nur um eine zufällige Bauform früherer Zeit.

Die O r t e n a u ist ihm der genaue geographische Bereich seiner Forschungsaufgabe,
in die sich „Stil" und „Epoche" nun leicht einordnen lassen. Das gesamte urkundliche
Material zum Problem der Dorfkirche, hier der Chorturmkirche als solcher, vermag Wolfgang
Müller mit Angabe des Schrifttums vor uns auszubreiten, mit allen erwünschten und
dankbar begrüßten Zeitbelegen, mit Hinweis auf Missions-, Patroziniums-, Patronats-
verhältnisse; dies alles wird durch reiche Abbildungen und Grundrisse, auch Pläne,
ergänzend verdeutlicht. Daraus ergeben sich dann die verschiedensten Folgerungen einer
geographischen Massierung, einer beliebten Bauform des Spätmittelalters, einer Bevorzugung
der Filialkirchen und endlich mehrerer Bauplanungen noch am Anfang des
19. Jahrhunderts. Wir sehen deutlich vor uns den Bestand der noch vorhandenen und der
abgegangenen Bauten.

Auf diesen grundlegenden (und jeder weiteren Forschung zum Problem der Chorturmkirche
im Raum der Ortenau wie auch in allen benachbarten Gebieten, in denen sie nachgewiesen
ist'), dienenden) Erkenntnissen beruhen die Kapitel von Erhaltung, Aufkommen
(etwa im 12. Jahrhundert) und Abgang dieser Bauform, wobei gerade auf den Bauwillen
der Barockzeit zu größeren Kirchenräumen und zu stärkster Prachtentfaltung eines zeitgebundenen
Kirchenbaus gewiesen wird, der in sich die Kraft zu Erweiterungsbauten
fühlte. Nicht zuletzt beachten wir das benachbarte Elsaß, das Bistum Straßburg, in seinen
vielfachen Ausstrahlungen auf unsere Ortenau, die wir doch mit Recht, mit Stolz, aber
auch mit der Verpflichtung, diese Kirchlein zu erhalten, eine „Chorturmlandschaft" nennen
dürfen.

Das Werk Wolfgang Müllers bietet Anreiz genug, in unserer engeren Heimat die Chorturmkirche
, auch im Bild des Dorfes, zu studieren. Wir wünschen diesem schönen Buch
ernste Leser, aber auch den fördernden Anteil der Gemeindeverwaltungen, der Pfarrämter
, der Schulen und der Büchereien in Stadt und Land. Neue Funde sind noch möglich,
auch da, wo wir sie nicht vermuten. Die sonst so ergiebigen Reiseberichte des 17., 18. und
beginnenden 19. Jahrhunderts, soweit sie sich auf die Ortenau beziehen, stehen freilich
unter dem überwältigenden Eindruck des benachbarten Straßburger Münsters. Die Verkehrswege
von Norden nach Süden und nach Straßburg ließen die eiligen Reisenden kaum
einen Blick auf die kleinen Dorfkirchlein werfen oder gar den Eindruck des Gesehenen
schriftlich niederlegen. prof Dr q Basier

Gengenbach. Vergangenheit und Gegenwart. Herausgegeben von Paul Schaaf.
Konstanz: Thorbecke 1960.

Die Anzeige dieser „Festgabe" kommt zu spät — aus eigener Schuld. Das Werk ist längst
Gemeingut der Forschung geworden, die es nutzt und auf ihm weiterbaut. Das Buch ist
vielen Freunden der Stadt und zahlreichen Fremden, Gästen und Urlaubern ein Buch
freundlichen Erinnerns geworden. Trotzdem wagen wir noch ein Aufreihen der Titelstichworte
, um an den wertvollen Inhalt zu erinnern und den Wunsch zu erneutem Lesen oder
auch Studieren wachzurufen.

!) In der „Stuttgarter Zeitung" vom 7. 2. 1967 hat F. W. über das Rätsel der Chorturmkirchen gehandelt
, ihren Bereich für Württemberg abgegrenzt und zahlreiche Vorschläge zur Deutung der Herkunft dieser
Bauform mitgeteilt, von denen aber keiner unwidersprochen gelten mag. — Das Problem bleibt.

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