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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
48. Jahresband.1968
Seite: 31
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Pater Martinus hatte sich einen seiner Zöglinge vorgenommen, damit er die mit
vierundsiebzig Alexandrinerversen kunstvoll dargebrachten Glückwünsche der
„HofT-Capell" auch wohlverständlich aufsagen könne. Bühnenmacher Ditsch rückte
einige Szenerien zurecht.

Johann Kaspar Ferdinand Fischer stellte sich auf das kleine Podium, schaute
noch einmal, ob die fürstlichen Herrschaften auf den einfachen Sitzen Platz genommen
hatten. Atemlose Stille. Letzte Verständigung mit den Augen, dann
eröffnete Hofmusikus Beßler die Intrada. Das Spiel am Schloß hatte begonnen.

Anno 1721

Zum Wohle unseres Vaterlandes wurde unserem Fürsten Ludwig eine Braut
zuteil. Sie kommt aus dem katholischen Haus des Fürsten Adam von Schwarzenberg
, dessen und der Prinzessin Amalie Magdalena vonLobkowitz einzige Tochter.
Am 13. März wurde zu Cumlau in Böhmen die Kopulation vorgenommen. Am
15. November dieses Jahres hielt die Braut ihren feierlichen Einzug in der Markgrafschaft
und an dem Hof zu Rastatt. Von den Zinnen des Schlosses empfingen
sie Trompetenschall und Paukenschlag. Schüsse detonierten vor den Wällen der
Stadt, Beifallsrufe drangen in die fürstliche Hofkutsche, angestimmt von den
vielen begeisterten Untertanen, die sich an der Straße von Ettlingen nach Rastatt
eingefunden hatten.

Anno 1723

Dieses Jahr wurde besonders ausgezeichnet durch die feierliche Einweihung der
Hofkirche. Seine Eminenz Cardinal Graf von Schönborn23), Freund und Berater
der Markgräfin, Bischof zu Speyer, nahm selbst die Weihehandlung vor. Am
18. April ritt der junge Erbprinz mit seinem Reitergefolge dem hohen Gast entgegen
und geleitete ihn unter Hochrufen und mit fürstlichem Gepränge bis zu der
unteren Brücke am Schlosse. Hier standen die Dekane, Kanoniker, Äbte und
Vikare der umliegenden Klöster, welche dem Fürstbischof das Kreuz zum Kusse
entgegenhielten.

An der Auffahrt zum Schloß wartete die Markgräfin Augusta Sibylla, die ihren
hohen Besuch ebenso festlich begrüßte.

Die Feierlichkeiten der Weihehandlung dauerten acht Tage. In der Kreuzkapelle
waren die Reliquien24) ausgestellt, die von Markgräfin Augusta Sibylla im Jahre
1719 bei einer Wallfahrt aus Rom mitgebracht wurden. Das Volk von Rom verehrte
sie damals als die „heilige Fürstin". Nach einer zweimaligen Unterredung
mit dem Heiligen Vater, Papst Innozenz XII., erhielt sie als Reliquiengabe eine
Partikel vom hl. Kreuz, von der Geißelungssäule, von einem Tropfen Blut der
Geißelung Christi, sowie die Reliquienschreine der Heiligen Theodorus und Theodora
.

23) Von Schönborn, Damian Hugo Philipp, 1676—1743, Kardinal, Fürstbischof von Speyer.

24) Zum Teil in den Behältnissen der „Heiligen Stiege" hinter der Schloßkirche eingelassen; Reliquienschreine
in der Kirche aufgestellt.

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