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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
48. Jahresband.1968
Seite: 67
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1968/0069
um das Weiler Feld nach dem Stein, der auf dem Acker am Eck in Reyelins (?)
Winkel steht. Von diesem Stein geht sie dann geradewegs durch den See bis an
den Stein, der den Schütterer, Friesenheimer und Oberschopfheimer Bann scheidet,
und dieser Stein steht im Feld dort am Zaun."

Unterschrieben haben das Protokoll Jos Münch von Rosenberg als Amtmann
zu Ortenberg, Niclaus Wenker, Schultheiss zu Offenburg, Lorenz Schmidt,
Schultheiss zu Kenzingen, Werner von Grebern, Schultheiss zu Zell a. H. und
Ambrosius Megerer, Stadtschreiber von Gengenbach. Das Datum: 29. März 1531.

10. Der Stockbrunnen wurde errichtet 1548

Man mag es als ein Zeichen ungebrochener Lebenskraft ansehen, wenn die Friesenheimer
wenige Jahre nach den Bauernunruhen sich daran machten, einen Stockbrunnen
zu errichten. Sie schufen damit ein Werk, das die Zeit überdauerte und
heute noch dasteht als ein Zeugnis aus alten Tagen.

Der Brunnen trägt auf seiner Vorderseite das Friesenheimer Wappen mit der
Jahreszahl 1548. Sein steinerner Brunnenstock ist mit feinen Verzierungen im
Renaissancestil geschmückt. Aus zwei Röhren schießt das ausgezeichnete Wasser
in zwei aus rotem Sandstein gehauene Brunnentröge, einen kleineren und einen
größeren. Der große vor allem ist ein beachtliches Stück Steinmetzarbeit. Aus
einem einzigen Block gehauen, mißt er 4,15 m in der Länge, 2,95 m in der Breite
und 0,76 m in der Höhe.

Die Männer, die damals den Brunnen errichteten, konnten nicht ahnen, daß
etwa 100 Jahre später sich der Feuerschein brennender Häuser in seinem Wasser
spiegeln würde, daß die Pferde der Landsknechte von halb Europa in seinen
Trögen ihren Durst stillen würden, daß ihre eigenen Kindeskinder, überallhin
zerstreut, bei der Rückkehr in den Ort nur noch Trümmer vorfinden würden.
Nur Trümmer? Der Brunnen stand noch, und die Zurückgekommenen mögen an
ihm ihre Hoffnung aufgerichtet haben. Sie bauten wieder auf, aber 40 Jahre
später vernichteten neue Kriege das Begonnene, und unter Not und Zerstörung
ging das Jahrhundert zur Neige. Der Brunnen aber hielt durch und reckte den
steinernen Brunnenstock wie einen harten Schädel in die Höhe. Er mochte dann
nächtliche Zwiesprach halten mit dem Kirchturm drüben, der die bösen Jahre
auch leidlich überstanden hatte, wenn auch mit weniger Glück, denn sein Dach
war verschoben, und tiefe Risse zogen sich wie schmerzliche Furchen durch sein
Gesicht.

Sie beide, der Turm und der Brunnen, sahen das Dorf wieder neu um sich
emporwachsen in eine lange Reihe friedlicher Jahre hinein. Jetzt zog wieder in
der Frühe der Hirt mit dem Ortsvieh an den Brunnen, um es dort zu tränken,
und am Abend kamen die Frauen und Mädchen mit Kübeln und Eimern, um
blitzenden Strahl in ihnen aufzufangen. Das ging so viele Jahre in gleichmäßigem
Gang. Stiller wurde es um den Brunnen, als man zu Beginn des 19. Jahrhunderts
den Viehbetrieb zur Weide einstellte und das Wasser an einem der nächsten Hofbrunnen
holte, die inzwischen allenthalben im Ort in unmittelbarer Nähe der

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