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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
48. Jahresband.1968
Seite: 77
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liehen Armee von strategischer Bedeutung war. Bei seinem Marsch nach Freiburg praktizierte
er die Methode der verbrannten Erde. Eine Ortschaft nach der andern, wie sie am
Wege lagen, ging in Flammen auf. Auch Friesenheim bekam sein Teil ab. Die Akten beweisen
es. Das Rathaus des Ortes wird 1682 als eine verbrannte Hofstatt angegeben, das
evangelische Pfarrhaus noch 1721 als von 1677 her in Schutt und Asche liegend verzeichnet
.

Mit dem Beginn des Pfälzischen Erbfolgekriegs kam 1788 ein neuer Schub französischer
Truppen in die Gegend. Die Hauptaktionen spielten sich aber mehr im Norden ab. Für
das Gebiet von Heidelberg bis Offenburg wurde es das große Brand- und Zerstörungsjahr
. Was Crequi 1677 bei seinem Marsch nach Freiburg vorgeführt hatte, wurde jetzt in
großem Stil wiederholt.

Bei uns kam man diesmal etwas besser davon. Es blieb bei Kontributionen, gelegentlichen
Plünderungen und Zerstörungen. Die Schleifung der festen Plätze in der Gegend
wurde systematisch durchgeführt. Damals wurde auch Burg Geroldseck zerstört (Januar
1689). In unserm Dorf kam vor allem auch der Kirchturm zu Schaden. Die Bleifassungen
wurden abgehoben, und die Schiefer rutschten größtenteils vom Dach und zerschellten
am Boden. Den Turm entlang lief ein breiter Riß, so daß man dessen Einsturz befürchtete
. Um die andern Gebäude im Ort war es wohl auch nicht viel besser bestellt.

Es folgten ein paar ruhigere Jahre. Dann brach 1701 der Spanische Erbfolgekrieg aus,
und wieder wimmelte die Ebene von Kriegsvolk. Erst waren die Kaiserlichen da, dann
kamen die Franzosen. Die Reichstruppen verlangten Schanzarbeiten, Fronfuhren, Proviant;
vor den Franzosen flüchtete man. Unglücklicherweise fiel diese Flucht in den Winterausgang
von 1703, und so kamen viele Leute an Hunger und Erschöpfung um.

Das Jahr 1704 brachte den Franzosen die große Niederlage bei Hochstedt und Blindheim
. Die geschlagenen Truppen strömten über den Schwarzwald zurück. In ihrer Erbitterung
schlugen sie in den Häusern alles kurz und klein und nahmen mit, was nicht
niet- und nagelfest war.

Endlich ging mit dem Frieden von Rastatt die unruhige Zeit zu Ende, und das Leben
konnte wieder seine gewöhnlichen Formen annehmen.

19. Neuer Beginn nach 1714

Die Gegend war verwüstet, das Bild glich nahezu dem, das der Dreißigjährige
Krieg hinterlassen hatte: Trümmer und Zerstörung überall. Ein ausgesprochenes
Sorgenkind der Gemeinde war wie damals wieder der Kirchturm. Stärker als je
war er vom Krieg gezeichnet. Die Bleifassung war abmontiert, die Schieferdeckung
lag zerschmettert am Boden, und ein breiter Riß lief durch das Gemäuer, so daß
man den Einsturz befürchtete. Man wagte es daher nicht, die Glocke, die nach
dem Friedensschluß wieder beigeschafft worden war, im Turme aufzuhängen. Sie
wurde auf dem Kirchplatz am Ast einer Eiche angebracht. Wieder kam es wegen
der Wiederherstellung des Turmes zu langen Verhandlungen mit Schuttern, und
nur langsam ging die Behebung der Schäden vonstatten.

Trotz aller äußeren Zerstörung aber waren die Menschen diesmal besser durchgekommen
. Man hörte weniger von Quälereien, wie sie sich in den Berichten aus
dem Dreißigjährigen Krieg immer wieder finden. Ein gestauter Lebenswille und
Tätigkeitsdrang begann sich auszuwirken, nachdem sich verhältnismäßig rasch die
Ortschaften wieder mit Menschen gefüllt hatten. Obschon der Aufbau der zerstörten
Häuser die Kräfte zunächst beanspruchte, fehlte es nicht an neuen Plänen
und Zielen. Allenthalben war man auf der Suche nach Erweiterung des Lebensraumes
.

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