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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
48. Jahresband.1968
Seite: 93
(PDF, 62 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1968/0095
Oberamt erhielt die Kontributionssumme und mußte dagegen die Pfandbriefe
übernehmen.

In den folgenden wirren Jahren befaßte sich niemand mehr mit dieser Sache,
aber 80 Jahre später griff die Landesherrschaft sie wieder auf, und die Gemeinden
sollten zahlen. Das Grundkapital, das seinerzeit mit 6 % zu verzinsen
war, hatte inzwischen als Gesamtsumme die beachtliche Höhe von 149 465 Gulden
erreicht. Daß die Gemeinden, die noch an anderen Lasten zu schleppen hatten,
eine solche Summe nicht aufbringen konnten, war allen klar. Die Herrschaft blieb
aber dabei, daß die ursprüngliche Summe von 30 000 Gulden unmittelbar zu
zahlen sei. Die Zahlung der Zinsen aber wurde durch finanzielle Transaktionen
hinausgeschoben.

Bei einer Umlegung der Forderungen auf die Gemeinden versuchte auch unser
Ort durch Holzverkäufe das Geld hereinzubekommen. So wurde der Gemeindewald
„ausgehauen". Trotzdem blieb noch eine Restschuld hängen.

Dies war es nun, was die Gegner des Kaufhausbaues neben andern Gründen für
eine Ablehnung des Vorhabens ins Feld führten, und diese Bedenklichen sollten
zum Schluß auch recht behalten. Nach einem hoffnungsvollen Anlauf kam der
Markt nicht mehr recht voran. „Der Fortgang des Jahrmarktes", heißt es in
einem Bericht, „ist sehr schlecht, und noch viel weniger sind die Wochenmärkte
gut ausgefallen." Und schon wurde die Frage aufgeworfen, ob es nicht besser sei,
die beiden Märkte wieder aufzuheben, da sie „zum Absatz der Landesprodukte
im Grunde überflüssig seien".

Nach all dem ist anzunehmen, daß der Markt in Friesenheim nur eine Art
Gastspiel gegeben hat.

29. Straßenpflasterung und Steinfuhren 1772 bis 1783

„1772 hat die Gemeinde ein neues Pflaster durch den ganzen Flecken errichtet, und es
sind ohne Maderialien und Frohnten 300 Gulden draufgegangen", so lesen wir in einer
diesbezüglichen Aktennotiz, und man merkt, daß der Schreiber es mit einem gewissen
Stolz feststellt. In der Hauptsache muß es sich dabei um die Bepflasterung der „Sommerseite
", der rechts des Baches hinziehenden Ortsstraße, gehandelt haben, die Winterseite
wurde ja immer etwas stiefmütterlich behandelt.

Wer Straßen pflastern läßt, hofft in dieser Sache dann längere Zeit Ruhe zu haben. Das
dachte auch die Friesenheimer Ortsverwaltung. Inzwischen aber entwickelte sich hinten im
Wald eine „Schwerindustrie", die diesem Pflaster zum Verhängnis wurde. Es entstanden
nämlich dort in wachsender Zahl Steinbrüche, deren Besitzer ihr Material nach vorne
schaffen ließen und dabei die Friesenheimer Dorfstraße benutzen mußten. Das Geschäft
mit Mauersteinen wie auch Mühlsteinen florierte in diesen Jahren. War man doch immer
noch am Aufbauen, und Steine waren vor allem in den Ortschaften der Ebene draußen
gesucht. So fanden die Steinbruchbesitzer guten Absatz für ihre Ware in „Offenburg,
Gengenbach, der Landvogtei Ortenau, im Hanauer Land, in den ritterschaftlichen Ortschaften
und sogar drüben im Elsaß". Die Entwicklung läßt sich aus einem Aktenvermerk
vom Jahre 1789 ersehen, in dem festgestellt wird, daß in den drei Ortschaften Friesenheim,
Heiligenzell und Oberweier, „in denen vor einigen Jahren 3 Steinhauer waren, sich heute
10 Steinhauermeister befinden, deren jeder mit 3 bis 4 Gesellen arbeitet".

Dem Straßenpflaster im Ort aber bekamen die Steinfuhren denkbar schlecht. Nach
wenigen Jahren war die neue Pflasterung in Grund und Boden gefahren. Die Rohre für

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