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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
48. Jahresband.1968
Seite: 230
(PDF, 62 MB)
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Bei 23 Meter Tiefe angekommen, wurden wir vor eine harte Geduldsprobe
gestellt, denn von allen Seiten drang das Bergwasser ein, und wir hatten keine
Ahnung, wie tief es noch geht. So sahen wir uns gezwungen von Handbetrieb
auf Maschinenbetrieb umzustellen. (Siehe Bild 3 und 4.) Eine Seilwinde mit
starkem Elektromotor wurde geliehen und ein Kabel von 200 Meter Länge wurde
zum nächsten Bauernhaus ausgelegt; dieser Landwirt hat uns sogar den elektrischen
Strom kostenlos geliefert, wofür ihm auch hier noch besonders gedankt sei. Es
mußte dann noch eine elektrische Beleuchtung in die Tiefe des Brunnens gebracht
werden.

Nun ging die Arbeit müheloser und schneller voran. Das stetig einbrechende
Wasser trieb uns zur Eile an. (Siehe Bild 5.) Eine kleine Hilfe war es, daß sich der
Brunnenschacht im unteren Teil etwas verengte. (Siehe Querschnittzeichnung.)

Am 6. Mai 1967 kam aus der Tiefe des Brunnens plötzlich der jubelnde Ruf:
„Wir sind auf dem Grund!" (Siehe Bild 6.) Der Brunnen ist 30,30 Meter tief. Nun
wurde aber noch schnell alles vermessen und Aufnahmen gemacht, dann wurden
Leitern und Podeste herausgenommen und der Brunnenrand mit dem starken
eisernen Gitterdeckel verschlossen, so daß den Besuchern ein Blick in die Tiefe
ermöglicht ist. Man sieht durch das Gitter den gegenwärtigen Wasserspiegel, der
in etwa acht Metern zu stehen kam. Ferner sieht man einige von uns eingebrachte
Haken und Podestschienen. Der Beschauer wird darüber staunen, daß man sich
einstmals diese ungeheure Arbeit machte, um mit recht primitiven Werkzeugen
den Schacht aus dem teilweise harten Sandstein herauszuhauen. Der gesamte
Transport von Material und Arbeiter mußte mit Seil und Handwinde durchgeführt
werden, war doch an der Schachtwand nirgends ein Loch oder Absatz
festzustellen, wo Leitern, Podeste oder Gerüste hätten befestigt werden können.

Sicher ist nun, daß das Wasser des Burgbrunnens kein eigentliches Quellwasser,
sondern Regenwasser ist, das im Sandstein der Bergkuppe versickert und durch
Spalten und Risse den Weg in den Brunnenschacht findet.

Mit der Wiederherstellung des Burgbrunnens als Teilabschnitt der Gesamtgrabung
, ist dem einheimischen und fremden Beschauer ein Stück unserer Heimat
aus früheren Zeiten erhalten und jedermann zur Besichtigung zugänglich gemacht.
(Siehe Bild 7.) Gottseidank verlief diese dreijährige, gefährliche Arbeit unfallfrei.

Verzeichnis der wichtigsten Funde im Burgbrunnen

Fundtiefe

1 bis 8 m

Etwa 50 Tonscherben, 30 verschiedene Knochen, eine eiserne Bolzenspitze,
Nägel, mehrere unbestimmbare kleine Eisenteile, ein kleines Stück Kupferblech
.

24,5 bis 26,5 m
27,7 m

10,3 m
10,5 m
11 bis 23 m

Skelett eines großen Haushundes.
1 große Steinplatte.

1 Türgewändstein, mehrere gut behauene Steine, einige Bruchstücke von
einer Steinplatte, 5 Scherben, 1 Tierzahn.

1 Balkenstück (Fichtenholz), 12 Holzstücke z.T. mit Bohrungen.

2 hölzerne Segmentbogen, vermutlich Teile eines großen Schöpf rades.
Bruchstücke von weiteren Steinplatten.

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