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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
48. Jahresband.1968
Seite: 245
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1968/0247
Baden" von Lacroix/Niester Erwähnung linden, soll die folgende Abhandlung,
die sich auf eine unveröffentlichte Arbeit von Josef Ruf, Ratschreiber und hernach
Bürgermeister in Oppenau von 1906—1920, stützt, gewidmet sein. Diese Arbeit
von Josef Ruf, die wohl aus der Zeit um 1910 stammen dürfte, hat eigentlich
dazu geführt, der Geschichte und Entstehung der Glasgemäldescheiben nachzugehen
und zu versuchen, sie zu deuten. Es sei gleich zu Anfang darauf hingewiesen, daß
von den wohl anfangs vorhandenen 29 Schweizer-Kabinettscheiben heute nur
noch 16 vorhanden sind und von einer weiteren Scheibe, der wohl schönsten und
wertvollsten, sich nur noch eine gute Abbildung im Sitzungssaal des Rathauses in
Oppenau befindet. Wie schon erwähnt, sind zehn Scheiben hier in Oppenau, und
sechs Scheiben, ebenfalls noch sehr gut erhalten, befinden sich im Besitze der fürstlich
-badischen Familie im Archiv des Herrn Markgrafen Max von Baden auf
Schloß Salem.

Die ältesten Glasmalereien in Deutschland sind im Dom zu Augsburg in den
fünf Rundbogenfenstern, David, Moses und drei Propheten darstellend, und
stammen aus dem Jahre 1070, dem Jahre, in welchem Oppenau im „Hirsauer-
Codex" seine erste geschichtliche Erwähnung fand. Über Kirchen und Rathäuser
fand auch später die Glasmalerei Eingang in die Häuser wohlhabender Bürger.
Eine Nachblüte erlebte die Glasmalerei vor allem in der Schweiz, wo manche
Amts- und Bürgerstube mit kleinen farbigen Glasbildern geschmückt wurde, die
dann den Namen „Schweizer- oder Züricher-Kabinettscheiben" trugen. Hierzu
zählen auch die Oppenauer Glasgemäldescheiben.

Zu jener Zeit gehörte das Renchtal zum rechtsrheinischen Territorium des Fürstbischofs
von Straßburg. Mehrere Jahrhunderte stand das Renchtal unter dem
kulturellen Einfluß der Freien Reichsstadt Straßburg. Dies fand seinen Niederschlag
auch in der heutigen gotischen Friedhofkapelle in Oppenau aus dem Jahre
1464 sowie in dem Kleinod gotischer Baukunst, der Wallfahrtskirche zu Lautenbach
, aus der Zeit von 1471—1488 und in den noch erhaltenen Ruinen der Klosterkirche
zu Allerheiligen. Auf dem Gebiete der Glasmalerei sind es die Werke eines
Peter Hemmel von Andlau zu Straßburg aus der Zeit von 1482—1496. In
Oppenau sind es die Glasgemälde des Laurenz Link und seines Sohnes Bartholomäus
. Dieser Laurenz Link hatte in Zürich bei Josias Murer gelernt. Aus den
Kirchenbüchern von Straßburg lassen sich zu jener Zeit sieben Glasmalerwerkstätten
in dieser Stadt nachweisen.

Die noch vorhandenen Oppenauer Scheiben stammen, wie schon eingangs erwähnt
, aus der Zeit von 1588—1623. Die meisten hiervon tragen die Jahreszahl
1617, und nur drei reichen in die Zeit vor dem großen Stadtbrand von 1615
zurück. Bis auf vier Scheiben zeigen alle das gleiche Motiv. Sie stellen einen
Gerichtszwölfer, also einen Ratsherrn, mit seiner Ehefrau dar. Über beiden befindet
sich eine biblische Szene mit einem entsprechenden biblischen Spruch, einem
sogenannten „Gsetzel", darunter. Unter dem Ehepaar sind Name und Jahreszahl
angegeben, und oft findet sich auch das Hauszeichen vor, das meist auf den Beruf
des betreffenden Gerichtszwölfers schließen läßt.

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