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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
48. Jahresband.1968
Seite: 277
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1968/0279
Hochzeit in Wagshurst

Die Hochzeiten wurden schon in früheren Zeiten im Haus gehalten. Zur Vorbereitung
schafften die Eltern der Braut ein Fäßlein Wein an und backten durch
mehrere Tage das „Hochzeitsbrot". Am Tag vor der Hochzeit gingen die Brautleute
von Haus zu Haus, um einzuladen. Es wurde keine Familie übergangen.
Doch nahmen nur die näheren Verwandten am Hochzeitsmahl teil, die anderen
Gäste kamen nur zur „Morgensuppe", die Kinder holten im Anschluß daran das
„Hochzeitsbrot": In Körben lag für jedes der Kinder ein großes Stück halbweißen
Brotes bereit. Vor dem Aufbruch zur Ziviltrauung besprengten die Eltern das
Brautpaar mit Weihwasser, dann folgte ein gemeinsam gesprochenes Vaterunser.
Vor dem Aufbruch zur kirchlichen Trauung dankte die aus dem Haus scheidende
Braut den Eltern feierlich für alle Liebe und Güte. Einer der Ehrenväter forderte
zu nochmaligem Gebet auf und betete auch vor.

Das Hochzeitsgewand des Bräutigams glich dem in Ottenhofen üblichen. Die
Braut trug um die Jahrhundertwende über dem ebenfalls schwarzen Kleid um die
Schultern ein achteckiges farbiges Tuch. Unter dem Rocksaum blitzte der Saum
des nur am Hochzeitstag getragenen weißen Unterrocks hervor. Er war oder wurde
Erbstück. Ins Gebetbuch der Braut wurde ein vom Bräutigam geschenktes Spitzen-
taschentüchlein mit einem Rosmarinzweig gelegt. Ein Sträußlein dieses Strauchs
war dem Bräutigam von der Braut auf die Herzseite geheftet.

Nach dem Vollzug der kirchlichen Trauung sang der Kirchenchor das Lied:

Es schlössen, Herr, mit Herz und Mund
Die neuen Gatten ihren Bund . . .

Nach Beendigung des Hochzeitsamtes küßte die junge Frau das im Meßbuch
enthaltene Bildnis des gekreuzigten Heilands, der Meßdiener erhielt für das Vorhalten
vom Bräutigam ein Märklein.

Mit dem Nachtessen in später Stunde schloß die Feier gemeinhin, die Kameraden
und Kameradinnen gaben dem jungen Paar feierliches Geleit zum Brautgemach.
In der Frühe des nächsten Morgens besuchte das Paar die hl. Messe.

Hochzeit in Neusatz

Für die Neusatzer Bürgerssöhne hatte die Eheschließung hochwichtige wirtschaftliche
Bedeutung: Die Gemeinde hatte bei der Aufteilung des Waldhägenichs
südlich der Amtsstadt Bühl zu Anfang des Jahrhunderts einen bedeutenden Anteil
erhalten und ihn als Allmende angelegt. Mit der Verehelichung erwirbt der Bürgersohn
die Anwartschaft auf einen Allmendanteil.

Aus Freude darüber nannte er um die Jahrhundertwende den Hochzeitsrock
nach der ursprünglichen Bezeichnung — mundartlich „Heini". Es war der modernisierte
Kirchenrock der abgegangenen Volkstracht. Ein Neusatzer Schneider hatte
die Idee aus Paris mitgebracht, wo er einige Zeit in einem Modeatelier gearbeitet

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