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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
49. Jahresband.1969
Seite: 9
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1969/0011
Im Jahre 1929, an einem schönen Sommerabend, saßen im „Rößle" in Schiltach eine
Anzahl angesehene Herren beim „Viertele", fast durchweg Mitglieder vom Historischen
Verein. Der Wein schmeckte nach so einem heißen Tag. Ansonsten war es eine ruhige,
besinnliche Unterhaltung über lokale Neuigkeiten. Man sprach auch darüber, daß im
August ein kleines Jubiläum stattfindet; die Ortsgruppe Schiltach vom Historischen Verein
ist zehn Jahre alt, und dem rührigen Obmann Pfarrer M. Mayer wurde für seine zehnjährige
Tätigkeit viel Lob und Anerkennung gezollt, zumal er für die Entstehung der
Initiator war.

Doch mitten in den Betrachtungen wurde einer ganz still, und als man ihn nach der
Bedeutung seines Schweigens fragte, da tuschelte er mit seinem Nachbarn, dieser aber schüttelte
ungläubig den Kopf: „Dees isch do vaumana Pfarrer gar nit meeglich, was hot er
denn aagschstellt?" — So wurde weiter getuschelt, bis alle die für den Verein so erschütternde
Neuigkeit wußten, daß ihr verehrter Vereinsobmann ins Zuchthaus komme. Und
gerade jetzt hätten sie ihren Obmann so nötig gebraucht.

Während sie einander ratlos anschauen, geht die Türe auf, und Pfarrer Mayer, der ein
gutes „Tröpfle" keineswegs verachtete, kommt herein, setzt sich zu der Runde und staunt
über die Einsilbigkeit seiner Vereinsfreunde. Endlich fragt er: „Was ist denn los?" Darauf
flüstert ihm einer zu: „Herr Pfarrer, es wurd z'Schilde so veil gschwätzt, s'git baisi Meiler
— mer kaa do nit alles glauwe—!" Darauf der Pfarrer: „Ach, lassen wir doch den
Tratsch, ich muß euch heute mitteilen, daß ich mein Amt als euer Vereinsobmann nicht
mehr weiterführen kann, denn ich werde versetzt als Anstaltspfarrer ins Zuchthaus
Bruchsal —!"

Da saßen sie alle mit langen Gesichtern, erstaunt und erleichtert und mußten alles hinunterspülen
mit einem neuen „Viertele", und des Rößlewirts Luisle hatte an diesem
Abend noch viel zu tun.

Der Stein zu Ortenberg

das Bamberger Fürstenlehen und die Entstehung der
Reichslandvogtei Ortenau

von Karlleopold H i t z f e 1 d

Der unvergessene W. Knausenberger hat schmerzlich die Lücke empfunden, die uns über
die Entwicklung der territorialen Verhältnisse der Ortenau im frühen Mittelalter weitgehend
im Dunkeln tappen läßt. Er versuchte erstmalig auf Grund der bekannten Quellen eine
Karte der Herrschaftsgebiete in der südlichen Ortenau um 1035 zusammenzustellen. Aus
ihr geht hervor, daß dieses Land vor 1007 Reichsbesitz war. Ähnliches galt auch für die
weiter nördlich liegenden Teile der Ortenau. Dieses Land war Königs- oder Reichsland. Noch
im frühen Mittelalter war dieser Landstrich wenig bewohnt gewesen und erst langsam
durch die Klöster und die Bistumsherrschaft besiedelt worden. Diese erhielten hier Grundherrschaften
mit der Auflage, diesen Bereich in der damals üblichen Form zu besiedeln
und religiös zu betreuen, von den Neusiedlern Abgaben zu erheben und davon dem König
bei den vorgeschriebenen Gelegenheiten den Lehenszins zu zahlen, denn die obere Landeshoheit
war beim König, der über das Land nach Belieben verfügen konnte.

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