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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
49. Jahresband.1969
Seite: 128
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bau" seinerzeit als besonders stabil, eine Eigenschaft, die auch noch allen späteren
badischen Oberbauformen zu eigen war. Die damaligen Lokomotiven wogen etwa 8,5 t,
was einem Achsdruck von etwa 2 bis 3 t entspricht; die Geschwindigkeit betrug 33 km/h
(heute beträgt der Achsdruck 20 bis 22 t bei einer Maximalgeschwindigkeit von 160 km/h).
In den technischen Empfehlungen ist weiter angeordnet, daß alle 2,5 km voneinander
entfernt Bahnwärterhäuser zu errichten sind und daß es zur pünktlichen Führung des
Dienstes der Bahnwärter förderlich ist, daß dieselben ohne Unterschied in den Bahnwärterhäusern
zu übernachten haben, und daß die Bahnwärter möglichst verheiratet sein
sollen, weil sie ihren Dienstobliegenheiten sorgfältiger nachkommen als ledige, indem
erstere durch ihre Familienverhältnisse mehr an den Dienst gebunden sind. Ferner: daß
zur Erzielung von festen Böschungsflächen solche zur geeigneten Jahreszeit „gehörig an-
zublümen" sind. Bemerkenswert sind auch die weiteren technischen Empfehlungen: „Der
Baustyl soll einfach und bescheiden aber solid, anständig und des Gegenstandes würdig
sein, überall sparsam, aber nirgends ärmlich."

Dem rollenden Material, d. h. den Lokomotiven, den Wagen und dem Eisenbahnbetrieb
überhaupt, galt das größte Interesse der Öffentlichkeit. Die ersten
Lokomotiven wurden von den englischen Firmen Stephenson und Sharp Roberts
bezogen. Diese Firmen hatten die größte Erfahrung. Später lieferte auch die inzwischen
leistungsfähig gewordene Firma Emil Keßler, Karlsruhe, gute Lokomotiven
und auch Wagen, was die Verwaltung vom Ausland unabhängig machte.
Die Oberbaudirektion bestellte hauptsächlich mittelschwere Lokomotiven, die rund
30 000 Gulden kosteten, da sie beabsichtigte, häufig kleinere Einheiten von Wagenzügen
verkehren zu lassen als nur wenige schwere Züge. Wie auch in ihrem
britischen Mutterlande hatten die ersten Lokomotiven bekanntlich Namen, und
die zwölfälteste Lokomotive, die die badische Verwaltung bestellte, trug den
Namen „Offenburg". Sie wurde im November 1843 von der Firma Keßler geliefert
, besaß drei Achsen, einen angehängten Tender für Wasser und Brennstoffe
und entwickelte bei einer Anhängelast von 77 t in der Ebene eine Geschwindigkeit
von 33 km/h. Eine andere Lok hieß „Ortenau", gebaut von Stephenson in
Newcastle. Sie wurde im August 1844 in Dienst gestellt, wog 15,2 t und leistete
120 bis 140 PS. Die Lokomotive „Zähringen", mit der am 1. August 1845 die
Eröffnungsfahrt Offenburg—Freiburg durchgeführt wurde, war besonders schick.
Ihre Kesselverkleidung bestand aus einem dicken Filz von Kuhhaaren, darauf die
Kesselblechverkleidung und darüber hölzerne Latten aus poliertem Mahagoni. Die
Verkleidung wurde zusammengehalten durch Bänder aus blankem Messing. Der
Anstrich war hellgrün, später dunkelgrün; Räder und Rahmen waren in gedämpftem
Rotbraun gehalten und schwarz eingefaßt. Ein besonderer Bediensteter
saß als „Tenderwache" auf einem nach hinten gerichteten offenen Sitz auf dem
Tender zur Beaufsichtigung des Wagenzuges. Geheizt wurde anfänglich mit Holz
und Torf, später mit Koks und Kohle. Die Holzfeuerung sollte den in den unruhigen
Zeiten 1848 bis 1849 im Schwarzwald nicht abgesetzten Holzvorrat verringern
. Es wurde in erster Linie zum Anheizen verwandt und hatte den Nachteil
, daß das große Funkensprühen (bei Torf noch größer) zahlreiche „Zündungen"
verursachte. Als die Holzpreise stiegen und die Koks- und Kohlepreise sanken,
wurde ab 1857 kein Holz mehr verheizt, aber auch der Koks wurde etwa 1859
durch die billiger gewordene Steinkohle verdrängt.

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