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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
49. Jahresband.1969
Seite: 143
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direkten Hauptbahn nach Kehl über die Rheintalbahn störungsfrei überführt werden
sollten. Fast symbolisch steht dort am Ende des Dammes beim Widerlager eine Trauerweide
und erinnert an die bis heute unterlassene Möglichkeit einer schnellen Verbindung
zwischen den Städten Offenburg und Kehl/Straßburg. Zwar wurde später ein eingleisiger
Verbindungsbogen kurz vor Appenweier geschaffen, so daß die Führung direkter Züge
von Offenburg nach Kehl möglich ist, aber die nicht niveaufreie Einführung des Verbindungsgleises
in die Hauptlinien verursacht doch spürbare betriebliche Behinderungen und
Fahrzeitverluste. Auch der Bau der eingleisigen regelspurigen Nebenbahn Offenburg—Kork
ist unterblieben. Sie sollte im Bahnhof Offenburg beginnen, entlang der Hauptbahn führen
und dann an der Gemarkungsgrenze Windschläg—Offenburg den Bahnkörper der Hauptbahn
verlassen und in Richtung Nordwesten einschwenken. Haltestellen waren Bahnhof
Bühl-Bohlsbach, Bahnhof Griesheim, Bahnhof Sand, Bahnhof Willstätt und Haltestelle
Odelshofen. Im Bahnhof Kork sollte sie dann an die Hauptbahn Appenweier—Kehl
anschließen. Zum Glück, so müssen wir heute schon sagen, ist diese Linie nicht gebaut
worden, sonst hätte sie das Schicksal der Stillegung wie andere Nebenbahnen ähnlichen
Charakters sicherlich auch getroffen.

Dafür erschien aber ein anderes Verkehrsmittel in der Stadt, das „Bähnli". So
wenig der Einzug der Hauptbahn in Offenburg seinerzeit eigentlich gefeiert wurde,
um so größer war der Jubel der Bevölkerung jetzt, als am 1. Juni 1898 die Kleinbahn
Altenheim—Offenburg ihren Einzug hielt. Es war die „Straßburger Straßenbahngesellschaft
" (SSB), die mehrere Überlanddampfbahnen im Raum Straßburg
betrieb, darunter auf der badischen Seite die Strecken Straßburg—Kehl—Bühl, und
die ihr Netz auch nach Süden erweitert hatte, um über Altenheim, Ottenheim den
Anschluß an die „Lahrer Eisenbahngesellschaft" herzustellen. Diese Straßburger
Straßenbahngesellschaft stellte in Altenheim den Anschluß Altenheim—Offenburg
her. Mit fünf Zugpaaren pro Tag war sie in den Jahren vor dem ersten Weltkrieg
eine gut florierende Bahn. Viele Offenburger erinnern sich noch, wie die „Käsrutsch
" fauchend und keuchend den Stadtbuckel nahm, dabei aber auch oftmals
stecken blieb und dann verschämt wieder den Stadtbuckel herunterfuhr, um
draußen an den Flutbrücken bei der „Krone" Dampf zu machen, um es dann mit
gewaltigem Anlauf nocheinmal zu versuchen. Nicht selten mußten die mitfahrenden
Schüler an der kritischen Stelle vor der „Neuen Pfalz" schieben helfen. Seinen
Bahnhof hatte das Bähnli drunten längs der Güterstraße, wohin es sich zeitweilig
tagsüber zurückzog und still vor sich hindampfte.

In die Zeit vor dem ersten Weltkrieg dürfte wohl auch die Blütezeit und der
Höhepunkt der Offenburger Eisenbahn fallen. Zwischen 4000 und 5000 Eisenbahnbedienstete
waren bei den verschiedenen technischen und nichttechnischen
Dienststellen, den beiden Bahnämtern und dem Ausbesserungswerk beschäftigt,
und sie nahmen lebhaft Anteil am politischen, wirtschaftlichen und kulturellen
Leben der Stadt. Besonders zahlreich war das Fahrpersonal mit seinem unregelmäßigen
Dienst, und man konnte damals des nachts in den Straßen Offenburgs
immer da und dort den Wecker eines Eisenbahners hören, der zum Dienst mußte;
nicht zu vergessen die vielen Eisenbahnerfrauen, die das Essenkännle zu richten
hatten und in deren Küche die Kochkiste ein unentbehrliches Requisit war.

Die so großzügig angelegten Bahnanlagen hatten die ihnen zugedachten Auf-

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