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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
49. Jahresband.1969
Seite: 161
(PDF, 74 MB)
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und aus ihnen das Ablesen, was er gewöhnlich unter dem Begriff Geologie versteht
— Erdgeschichtsforschung!

Jeder Lößknollen und Kiesel, jeder Gesteins- und Edelsteinbrocken ist schon ein
erdgeschichtlicher Hinweis auf das Werden und Entstehen unserer Heimatlandschaft
an und für sich. Ein geologisches Bilderbuch mitten in unserer so fruchtbaren
Landschaft. Der Lehrherr ist der Geologe, ein Deuter und zugleich Mentor der
Natur. Seine Kinder sind die verschiedenartigen Gesteine, Mineralien, Erze und
Gebirgskuppen, aber auch Bäche, Quellen, Flüsse, Äcker und Wiesen, Täler und
Berge. Also ein vielklassiger Unterricht in einer vielklassigen geologischen Landschaft
. Was gibt es da nicht alles zu überprüfen, zu charakterisieren, zu bestimmen,
zu ordnen und klassifizieren. Da haben wir zunächst all die vielen Gesteinsarten
zu definieren, die uns während der Exkursion auffallen. Wir finden im Raum des
Kinzigtales den Gneis, der örtlich sehr häufig vorkommt und eine typische
Lokalität darstellt. Es handelt sich dabei um den Kinzigitgneis. Bei näherer Betrachtung
erkennt man die massige granitische Struktur, die sichtbar ein mittel-
bis feinkörniges Gesamtgefüge aufweist. Diese Spezies zählt eigentlich zu den
Sedimentgneisen. Ein granitisches Magma ist in den bereits vorhandenen Gneiskörper
(Sedimentgneis) eingedrungen und hat einen völlig neuen Lokaltypus
geschaffen. Somit ist der Gesamteindruck von diesem Gestein schon hinreichend
erklärt. Diese Art fällt vor allem durch den Gemengteil Granat auf. Mineralogisch
handelt es sich um den Almandin (Eisentongranat), der aber als typischer und
seltener Gemengteil nur spärlich im Kinzigitgneis auftritt. Trotz eingehender
Untersuchung konnten bis jetzt leider keine Granate festgestellt werden. Denn
dieser Gemengteil ist nicht so leicht zermürbbar und, mit anderen Worten ausgedrückt
, er verwittert nicht so leicht, da er ein hartes Silikatmineral darstellt.
Chemische Bestandteile sind Eisen, Aluminium und Siliziumoxyd (Kieselsäure).
Trotzdem ist der Mineralgehalt des Kinzigitgneises sehr aufschlußreich. Zunächst
enthält er reichlich Quarz, Orthoklas (Kalifeldspat), Muskovit (silberweise Farbe),
Katzengold (goldgelbe Farbe) und auch Biotitglimmer, daneben noch etwas
Pyroxen (Augit). Ferner enthält er reichlich dunkle Flecken. Dies sind wahrscheinlich
Verwitterungserscheinungen, und die rötlichen Stellen auf den jeweiligen
Bruchflächen sind Eisenoxyde, die ihr begonnenes Zerstörungswerk fortsetzen.
Beim Zerschlagen würden die Granate einen muscheligen Bruch aufweisen, aber
schon im Gestein erkennt man ihre deutliche Farbe, den blutroten bis dunkelroten
Uberzug. Almandine zeigten einen sichtbaren Glas- bis Fettglanz, und sind für den
Laien und für den Fachmann kaum zu übersehen. Sehr zahlreiche Almandine finden
sich im Amphibolgestein, das als Schottergestein oder „Hartgestein" seinen
wirtschaftlichen Wert findet. Wichtige Steinbrüche sind im Bärental und in Haslach.
Der Amphibolit wird in Fachkreisen als ein sehr geeignetes Gestein angesehen für
den Wegbau, weshalb man auch vom besten Schotter des Schwarzwaldes spricht.
Das gneisähnliche, harte und zähe Gestein hat eine graudunkle Gesamtfarbe und
ist leicht an der Vielzahl seiner Granateinsprenglinge zu definieren. Für die Edelsteinindustrie
kommt der Amphibolit jedoch kaum in Betracht, da der Eisentongranat
in der eingesprengten Grundmasse viel zu klein und überdies schlecht aus

11 Die Ottenau

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