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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
49. Jahresband.1969
Seite: 184
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sondern für das Holz, das jeder Pächter der Hütte zugestanden bekam. Das Holz war
nämlich durch die Kriege im Werte bedeutend gestiegen, und von der Kolonie aus konnte
das Holz leicht auf dem Talbach nach Zell und Biberach zur Kinzig geflößt werden.
Die Steingutbesitzer Burger und Lenz von Zell a. H. pachteten daher einen Teil der Fabrik
aus vorstehenden Gründen. Nach vorliegenden Akten flößten sie jährlich durchschnittlich
allein aus den Domänenwaldungen von Nordrach-Kolonie 1000 bis 1100 Klafter Scheitholz
nach Zell a. H. zu ihrer Fabrik, die direkt an der Nordrach lag.

Über diesen Floßbetrieb wird der Schreiber dieses Beitrags, auf Grund des vorhandenen
Aktenmaterials später einmal berichten.

Ein großer Teil der Anlagen wurde von dem Handelsmann Derndinger aufgekauft,
der die Werkstätten größtenteils abbrechen, in Niederschopfheim wieder aufbauen ließ
und dort als Steingutfabrik verwendete.

Aber trotzdem war die Glashütte noch nicht ganz eingegangen. Im Jahre 1833 nennen
die Akten den Nordracher Bürgersohn Johann Echtle als Pächter. Er ging mit großer
Energie ans Werk; aber es gelang ihm trotzdem nicht, die Hütte wieder auf die Höhe zu
bringen. Die Blütezeit der Glasherstellung im hinteren Nordrachtal war vorbei. Immer
schneller ging es bergab. Als letzte Inhaber werden nach den Akten die Gebrüder Schott
genannt. Mit ihnen hörte die Glasmacherei in Nordrach-Kolonie auf.

Die Gebäude wurden von Altankerwirt Ludwig Erdrich und Alt-Rautschhofbauer
Fridolin Bildstein erworben. Diese verkauften das ganze Anwesen an die Firma Samuel
Dukas in Freiburg. Diese Firma richtete eine Bürstenfabrik ein. Sie brachte für den Anfang
wenigstens wieder Arbeit und Verdienst für die armen Kolonisten. Doch nur kurze Zeit
war den Arbeitern vergönnt, sich langsam wieder zu erholen. Auch dieses Werk rentierte
sich nicht.

Im Jahre 1889 kaufte der Lungenfacharzt Dr. Walther das ganze Anwesen und gründete
eine Lungenheilanstalt, das in der reinen frischen Waldesluft die beste Lösung war. Im
Jahre 1909 wurde die Lungenheilanstalt an die Landesversicherungsanstalt Baden in
Karlsruhe verkauft, die nach dem ersten Weltkrieg das jetzige Sanatorium erbaute.

Neben der Glashütte gründete Abt Benedikt Rischer auf der Mitteleck, wie schon kurz
erwähnt, im Jahre 1750 eine Kobalt- oder Blaufarbenfabrik. Die benötigten Geldmittel
wurden aber nicht vom Kloster zur Verfügung gestellt. Es wurde eine Aktiengesellschaft
gegründet und die einzelnen Aktionäre waren die Geldgeber, worunter sich auch der Abt
befand, der zugleich Direktor war. Dieser Abt Rischer war der älteste Sohn des Baumeisters
Rischer von Vorarlberg, der Erbauer des Barockturmes der Abteikirche Gengenbach
. Nur der Grund und Boden, auf dem die Fabrik stand, gehörte dem Kloster. Kleine
blaue Glasscherben, die man noch auf der Mitteleck finden kann, erinnern noch an die
einstige Blaufarbenfabrik. Das es in Deutschland nur wenige Kobalterze gab, mußten dieselben
aus Böhmen eingeführt werden. Abt Rischer schloß deshalb mit Kaiser Franz I.,
dem König von Ungarn und Böhmen, einen Vertrag. Der Kaiser bekam ein Viertel des
Ertrages des Werkes. Zur Fabrikation wurden aber auch noch die unentbehrlichen Kieselsteine
benötigt. Diese durften durch Entgegenkommen der „Freien Reichsstadt Zell" auf
dortiger Gemarkung kostenlos gebrochen (gegraben) werden, unter der Bedingung, daß
keinerlei Schaden an Feld und Wald angerichtet wird.

Die Rohstoffe waren wohl billig, aber die weiten Transportkosten von Böhmen bis
Nordrach-Kolonie und vor allem die Zollabgaben trugen dazu bei, daß bei Ankunft in
Nordrach Kolonie, dieselben doch sehr hoch zu stehen kamen. Wenn man bedenkt, daß
an jedes Land und jede freie Reichsstadt, die passiert werden mußte, Zölle entrichtet werden
mußten, so ist leicht begreiflich, daß die Erze teuer wurden. In der näheren Umgebung
verlangte die Markgrafschaft Baden-Baden, die Landvogtei Ortenau, das Bistum Straßburg
, die Reichsstädte Offenburg, Gengenbach und Zell a. H. eine Zollabgabe. Letztere
verlangte außerdem, daß die Angestellten des Werkes aus ihrer Stadt geholt werden
sollten. Abt Rischer selbst richtete das Werk ein und wohnte auch in Nordrach-Kolonie,
wo er später auch starb.

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