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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
49. Jahresband.1969
Seite: 192
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spüren. Als publik wurde, daß alle bekannten Sozialisten aus Frankfurt ausgewiesen
werden sollten, kam er als kluger Mann der Ausweisung zuvor.

Auf dem „Brandeck-Lindle" hatte der Offenburger Arzt Dr. Wilhelm Basler, dessen
Frau lungenkrank war, eine Villa erbaut. Als dieser nach Offenburg verzog, erwarb der
österreichisch-ungarische Rittmeister Strehlen das Anwesen. Ihm war es aber oben, im
Sattel zwischen Brandeck und Kräheneck, zu einsam. Er sagte der schönen Gegend ade
und verzog in seine Heimat. Zuvor aber hatte er das Anwesen der sozialdemokratischen
Partei vermacht. Diese trug sich mit dem Gedanken, auf dem „Brandeck-Lindle" ein
Erholungsheim für Parlamentarier einzurichten. Diese Stätte bot sich für den politisch
Verfolgten Dr. Otto Walther gerade an. Durch Vermittlung des Offenburger Druckereibesitzers
und Mitglied des Reichstages, Adolf Geck, fand der Sachse, alias Frankfurter-
Preuße, nun eine vorläufige Bleibe im hinteren Ohlsbachtal.

Die gute Luft im Brandeck-Lindle-Gebiet kam Frau Hope, die an Tuberkulose erkrankt
war, sehr gelegen. Sie konnte sich völlig auskurieren. Für eine Rückkehr nach
Frankfurt konnte sich das Ärztepaar nicht mehr entscheiden. Aber man entschloß sich zur
Gründung einer Lungenheilstätte in der milden Schwarzwaldluft. Vieles sprach für das
„Brandeck-Lindle" als Standort. Aber die zeitweilige Wasserknappheit stand dem Vorhaben
hinderlich im Wege, denn Dr. Otto Walther wollte elektrische Anlagen einrichten!

Dr. Otto Walther durchzog vom Brandeck-Lindle aus ein halbes Jahr den Schwarzwald.
In der engeren und weiteren Umgebung suchte er einen geeigneten, windgeschützten und
sonnigen Platz zur Errichtung seiner Heilstätte. So führte ihn der Weg auch auf die entgegengesetzte
Seite des Mooskopfes, in das schöne Nordrachtal. Nach vielen Versuchen
gelang es ihm, mit dem Ankerwirt und Sägereibesitzer Erdrich handelseins zu werden.
Durch Zukauf wurde das Areal vergrößert. Auf ihm sollte später die so berühmt
gewordene Lungenheilanstalt Nordrach-Kolonie entstehen.

Alte Gebäulichkeiten wurden zweckentsprechend umgebaut und neue erstellt. Die
Namen „Doktorhaus", „Herrenhaus", „Bergfried" haben sich in unsere Zeit herübergerettet
, wenn auch die Parks und Gartenanlagen den neuen Bauten bei den Erweiterungen
weichen mußten. Vor allem wurde der Verlust des Schwanenteiches von der
Bevölkerung schmerzlich empfunden. So entstand im tiefen Schwarzwald, weit entfernt
von den Bahnstationen Biberach, Zell und Gengenbach, am Fuße des Schönwald-, Nagel-
und Weiherkopfes, das „Dr. Walthersche Paradies".

Mit seiner berufstüchtigen Frau und zwei Assistenzärzten als treue Helfer wurde im
Jahre 1891 das Sanatorium eröffnet. Im Tale erzählte man, daß vor allem reiche Engländer
die Gäste gewesen seien. Wir wissen aber, daß auch Amerikaner, Franzosen,

Das Glaserkirchlein neben dem Sanatorium.


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