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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
49. Jahresband.1969
Seite: 193
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„Ragnhilds Ruhe", Nordrach.

Holländer, Skandinavier, sogar Asiaten heilende Rast in dem Haus gefunden haben, das
so Weltruhm erlangen sollte.

Doch Dr. Walther wäre nicht Dr. Walther gewesen, wenn er den Reichen nicht etwas
mehr abverlangt hätte, um auch weniger Bemittelten den Aufenthalt in seiner Heilstätte
zu ermöglichen. Die 20 Jahre, in welchen Dr. Otto Walther die Leitung innehatte, war
eine Zeit, von der die alten Nordracher noch mit leuchtenden Augen berichten.

Dr. Otto Walther hat alles selbst ersonnen und so aufgebaut, wie es ihm für das Wohl
und die Gesundung seiner Patienten am besten schien. Seine Patienten mußten sich bewegen
und nach vorgeschriebenem Plan wandern. Deshalb ließ er Ruhebänke erstellen
und Spazierwege anlegen. Er war es auch, der 1905 das erste Auto ins Tal brachte.
Dr. Otto Walther war eine stattliche Erscheinung. Seine Tochter schildert ihn als großen,
starken Mann mit rötlichblondem Haar und ebensolchem Barte. Er trug gewöhnlich ein
rohseidenes Hemd, Kniehosen und eine Joppe aus Samt und gelbe Ledergamaschen. Von
ihm ging strahlende Lebenskraft und tiefe Zuversicht aus. Und seine Patienten hingen
gläubig an seinen Worten.

Familiär scheint die Sonne nicht strahlend genug geleuchtet zu haben. Frau Hope verließ
ihn und zog nach München, um den Offenburger Gerbersohn Carl Lehmann zu
heiraten, mit dem sie — er war auch Arzt — eine neue Doppelpraxis einrichtete.

Auf Hopes Empfehlung war eine junge dänische Patientin in die Heilanstalt Nordrach-
Kolonie gekommen. Es war dies Ragnhild Bajer, die Tochter des späteren Nobelpreisträgers
Frederik Bajer; sie sollte seine zweite Lebensgefährtin werden. Am 1. August 1895,
an Dr. Otto Walthers 40. Geburtstag, fand die Trauung in Nordrach statt. Ein Kind aus
dieser Ehe ist die eingangs erwähnte Schriftstellerin Dr. Gerda Walther.

Doch trotz der guten Schwarzwaldluft erkrankte sie später an einem andern Leiden.
Sie starb, als Tochter Gerda 6 Jahre alt war. Droben am Helgenbühl, auf halber Höhe
des Weiherkopfes, steht eine steinerne Sitzbank, und in ihr hat man die Urne mit der
Asche der fern der Heimat Verstorbenen eingemauert. An der Stelle, wo sie so oft ins
Tal, zur entfernten Ruine Geroldseck geblickt, wollte sie ihre letzte Ruhestätte finden.
Das Volk spricht von der „Ragnhilds Ruhe".

13 Die Ortenau

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