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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
49. Jahresband.1969
Seite: 244
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nach dem Fischerbach. Diese war nach 140 Jahren immer noch gebräuchlich, obwohl
inzwischen ein neuer Name, nach dem hl. Martin, aufgekommen war. Dieser
haftet noch heute dem Martinshof (Gemeinde Einbach) an, der dicht am Fischerbach
auf halber Höhe gelegen, ins Kinzigtal herüberschaut. Es kann kein Zweifel
geben, die Lage, der Name und die Tatsache, daß Alpirsbach nachweisbar seit
dem 13. Jahrhundert hier eine „curia Fischerbach oder St. Martin" besaß, sind
Beweise genug: Es war der heutige Martinshof, der bei unserer Schenkung an
Alpirsbach kam. Dessen Existenz muß also mindestens in den Anfang des 12. Jahrhunderts
zurückgehen, so daß wir in ihm einen der ältesten Bauernhöfe des mittleren
Kinzigtals erblicken dürfen. Vermutlich wurde er beim Aufbau der Herrschaft
Wolfach angelegt und scheint lange Zeit der einzige Hof in der Fischerbacher
Gegend gewesen zu sein, da er nach diesem Bach benannt wurde.

Seinen heutigen Namen dürfte er nach der Übernahme durch Alpirsbach erhalten
haben, wofür einmal der spätere Beleg spricht. Zum anderen rührt die Benennung
nach dem hl. Martin von der ebenfalls noch bestehenden Hofkapelle her, die
vermutlich von den Mönchen erbaut wurde, die den Hof übernahmen; ihre heutige
Ausstattung erfuhr sie übrigens in der Barockzeit. Ihr Patron, der hl. Martin,
nimmt unter den Patrozinien des Klosters Alpirsbach einen hervorragenden Platz
ein: Ihm war die Abtskapelle geweiht, sein Fest hatte innerhalb der Liturgie einen
besonderen Rang. Auch ist eine Plastik in Alpirsbach erhalten, die heute am Vorbau
der Klosterkirche angebracht ist: Sie stellt eine Bischofsgestalt dar, zu deren
Füßen ein Bettler kniet, und muß als Martin gedeutet werden 403). Dieses Patro-
zinium der Kapelle des Martinshofes in Einbach kann also durchaus aus Alpirsbach
mitgebracht worden sein; eine Anknüpfung an fränkische Zeit ist unwahrscheinlicher
.

Es ist noch zu sagen, daß die Schenkung des Martinshofes durch die Herren von
Wolfach für das Kloster im oberen Kinzigtal ein sehr wertvolles Gut gewesen
sein muß. Ab 1275 kann er in dauerndem Besitz von Alpirsbach nachgewiesen
werden; erst 1647 verkaufte ihn der letzte Abt im Zuge der Auflösung des Klosters
an Fürstenberg47).

4«a) Vgl. dazu P. V. Fiala, Das Alpirsbachcr Kalendar von 1471, in: ZWLG 25 (1966), S. 375.

47) Belege: Krieger, Topographisches Wörterbuch, Bd. 2, S. 152: vgl. auch K. J. Glatz, a. a. O., S. 178,
Regesten 55a und 766 ff. 1657 wurde er an den württembergischen Oberamtmann Wolfsfurtner in Hornberg
verkauft. Von dessen Erben erwarb ihn der fürstenbergische Oberamtmann Simon Gebele von Waldstein im
Jahre 1705 für 4000 fl.j siehe Die Ortenau 1941, S. 67.

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