Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
49. Jahresband.1969
Seite: 250
(PDF, 74 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1969/0252
Johann Baptist Seele hat am 20. Juli 1812, zwei Jahre vor seinem viel zu frühen Tod
eine Lebensbeschreibung verfaßt, die er seinem Onkel Johann Baptist Wölfle, dem Bruder
seiner Mutter also, einem seiner Hauptförderer, widmete. Diese Selbstbiographie befindet
sich im Hüfinger Stadtarchiv, wo sie Rektor Kurt Senn (Ettlingen) entdeckte, nachdem
man zwar von ihrem Vorhandensein wußte, sie aber schon seit etlichen Jahren vergebens
gesucht hatte. Herr Senn stellte mir eine Abschrift davon zur Verfügung, damit ich sie in
der „Ortenau" für jene Heimatfreunde veröffentlichen könne, die, durch meinen Bericht
über die Schloßkapelle auf diesen Künstler aufmerksam gemacht, mehr über ihn wissen
wollen. So darf ich gleich zu Beginn dieser Veröffentlichung, der ich etliche Erläuterungen
beifügen will, Herrn Rektor Senn recht herzlich für dieses Entgegenkommen danken. Das
gleiche will ich aber auch für die zur Verfügung gestellten Fotos, mit denen ich diesen
Bericht ausstatten kann. Zu der Person des Onkels Johann Baptist Wölfle will ich noch
vermerken, daß er der von Hansjakob als Vater seines „Närrischen Malers Carl Sandhaas
bezeichnete „Herr" ist. Wie aber Franz Schmider, Haslach, in seiner Jubiläumsschrift über
Sandhaas 1801 bis 1859 berichtet, erscheint diese illegale Vaterschaft Wölfles nach seinen
Forschungen ziemlich unmöglich, wie sich auch aus den Pfarrbüchern von Hüfingen nicht
feststellen läßt, daß Sandhaas (wie Hansjakob schreibt) dort geboren sei. (Franz Schmider:
Maler Carl Sandhaas, Verlag der Stadt Haslach i. K. 1959, S. 6 bis 8.)

Interessant wäre, wie auch Schmider schreibt, wenn Wölfles Vaterschaft nachgewiesen
werden könnte, besonders der Zusammenhang des Malertalentes, denn Seele wäre dann
der leibhaftige Vetter des Malers C. Sandhaas, eine Tatsache, die allerdings sehr beachtenswert
wäre. Lassen wir nun aber den Künstler Seele selbst zu Wort kommen, wie er an
seinen Onkel berichtet:

Stuttgart, den 20. Juli 1812
Teuerster Onkel!

Sie verlangen von mir, ich möchte Ihnen eine kleine Skizze meines Lebens entwerfen.
Gerne möchte ich dies wohl tun. Allein ich fühle es, mein Leben ist so arm an interessanten
Gegenständen, daß es kaum der Mühe wert ist, es zu lesen.

Obwohl mir meine Erinnerungen manche Dinge wieder vergegenwärtigen, die für mich
bedeutenden Wert haben, so finde ich dennoch, daß sie für andere Menschen keinen haben.
Doch, lieber Onkel! Sie sind ja nicht andere Menschen. Sie lieben mich väterlich, und so
hat im Grunde jedes Ding, was auch nur im entferntesten auf mich Bezug hat, für Sie
einigen Wert. Und so will ich es wagen; um so mehr, als Sie ja nur eine Übersicht von
meinem Künstlerleben verlangen. Hier ist sie, so gut ich sie nach so langen Jahren noch
geben kann.

Ich wurde im Jahre 1774 in Meßkirch, einem kleinen Städtchen im Fürstentum
Fürstenberg, geboren. Mein Vater war gemeiner Soldat unter dem Fürstenbergisch-
Schwäbischen Kreiskontingent und wurde, nachdem ich noch nicht volle zwei
Jahre alt war, nach Hüfingen bei Donaueschingen einberufen, wohin er Frau und
Kinder mitnahm. Meine Mutter war eine sanfte, liebenswürdige Frau, mein Vater
aber ein strenger Mann mit einer eisernen Stirne, der die edle Absicht hatte, uns,
seine beiden Buben — ich hatte einen um zwei Jahre älteren Bruder — mehr zu
bilden als er war. Wir wurden daher äußerst streng erzogen und bald zum
Arbeiten angehalten. Bevor ich eine öffentliche Schule betrat, konnte ich in meinem
5. Jahr schon etwas Lesen und Schreiben, wozu mich mein Vater selbst abrichtete.
Da der Dienst meines Vaters aber sehr streng war — er wurde Korporal —, so
hielt er es für gut, uns in die Schule zu schicken. Ich war noch nicht sechs und mein
Bruder acht Jahre alt, als wir beide eine Krankheit bekamen, die, besonders mich,

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