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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
49. Jahresband.1969
Seite: 258
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Mein Stuttgarter Unteroffizier nahm weinend von mir Abschied, denn er hatte mich
liebgewonnen und versicherte mir, daß ihn dies alles sehr überrasche, und daß seine
Befehle nicht anders gelautet hätten, als wie er mir unterwegs gesagt hätte. Seither habe
ich diese gute Seele nicht wieder gesehen, was mir sehr Leid tut; denn gerne hätte ich,
als ich im Jahr 1798 hierher kam, ihm meinen Dank für seine Teilnahme an meinem
dortigen Schicksal tätig ausgedrückt. In der Überzeugung spürbaren Unrechts fühlte ich
mich tief gekränkt, und der Entschluß reifte in mir, meinem Begleiter zu entfliehen, und
wenn ich hätte irgendwo gemeiner Soldat werden müssen. Zum Glück für mich aber hatte
der barbarische Mann ein sehr wachsames Auge auf mich, und ich kam wohlbehalten nach
Donaueschingen. Was ich dort empfunden habe, von allen Menschen gekannt, kann sich
nur der denken, der je selbst in einer ähnlichen Lage war. Nur der Gedanke war mein
Trost, daß ich mich keines Verbrechens schuldig wußte als im eigentlichen Sinne jugendlicher
, leichtsinniger Streiche, die für jeden Jüngling im bürgerlichen Leben mehr zu belachen
als zu tadeln sind.

Meine Fürstin empfing mich wie eine erzürnte Mutter, und mein niedergedrückter
Geist erwachte wieder so wie auch das grenzenloseste Zutrauen mit tiefer Verehrung
für diese herrliche Frau. Sie drohte zwar, mich zu strafen, weil sie es dem
Herzog Karl versprochen habe, allein sie ließ sich durch meine Bitten zur gnädigen
Nachsicht bewegen und wies mich zu meinem obenerwähnten Onkel — mit dem
Beisatz, er solle mich bei sich aufnehmen und den anderen Tag mit mir zu ihr
kommen, um das weitere mit ihm zu besprechen. Nun war mir zum Teil wieder
leicht. Ich hatte das Ärgste überstanden. Jetzt hatte ich aber noch meinen lieben
Onkel, und eine neue Angst bemächtigte sich meiner. Mit beklemmtem Herzen
trat ich ins Zimmer. Mein Onkel war zwar nicht sehr freundlich; doch, ich war
nun einmal der Neffe, außerdem schien die Fürstin nicht sehr ungnädig, und so
traute er mir wohl leichtsinnige Streiche, aber nichts Schlechtes zu. Er wurde bald
wieder gut, und ich sah mich recht gern in meiner im Grunde freien Lage.

Ich erhielt vom Hof den Auftrag, etwas zu malen, damit die Fürstin sehen
könne, ob ich auch etwas gelernt hätte. Mein Bild geriet ziemlich gut. Alles war
damit zufrieden. Mein Kredit gegründet und alles Vorherige vergessen. Nun hatte
ich Beschäftigung in Fülle. Die Fürstin blieb meine Protektorin, räumte mir sogar
eines ihrer Zimmer, wann ich etwas für den Hof arbeitete und wollte mich sogar
mit einem jährlichen Gehalt nach Italien reisen lassen! Nur befürchtete sie immer,
meine Jugend und feuriges Temperament möchten mir zum Nachteil gereichen.
So wurde dieser große, für mich so wohltätige Plan von Jahr zu Jahr verschoben,
bis im Jahr 1796 am 24. Juni die Franzosen über den Rhein gingen und am selben
Tag mein Fürst Joseph-Maria Benedikt starb. Sie verlor die Regierung und
konnte nichts mehr für mich tun, weil sogar der geringste Einfluß von ihr aufhörte
. Noch ehe ein Jahr umfloß, starb diese herrliche Frau, deren Andenken mir
zeitlebens heilig sein wird.

Der neue Regent, ein Bruder des verstorbenen Fürsten, nahm mir — durch Zeitumstände
veranlaßt — alles, was ich vom Hofe hatte, und ich ging bald nachher
in die Schweiz. Dort malte ich Porträts und Schlachtgemälde, die jeder gerne im
Bilde sieht, bis ich im Frühling 1797 vom Fürsten wieder zurückberufen wurde,
um sein Porträt und mehrere Porträts zu malen, die mich aber nicht mehr an

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