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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
49. Jahresband.1969
Seite: 260
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1969/0262
Gemälde, welches ebenfalls den Übergang der Russen über die Teufelsbrücke vorstellen
sollte. Er bestelle unter ganz eigenen Bedingungen, die anzuführen zu umständlich
wäre. Kurz, ich verfertigte das Bild, mehr, um die Gelegenheit, etwas
Großes zu machen, nicht vorbeigehen zu lassen als des Gewinnes wegen. Ich gab
mir alle Mühe, die besten Quellen hierzu zu bekommen, und ich darf mir
schmeicheln, daß es in geschichtlicher Hinsicht jeden Kenner befriedigen konnte.
Mein Bild wurde fertig, und der Herr Gesandte sah es mit großer Zufriedenheit.
Nur machte er die Bemerkung, daß man das russische Wappen auf den blechernen
Grenadiermützen nicht deutlich genug sehen könne (die Hauptfiguren waren ungefähr
14 Zoll groß). Endlich fragte er mich um den Preis. Unserem Vertrag gemäß
bestimmte ich ihn auf 60 Louisdor. Allein, der Herr Gesandte wollte von der
früheren Unterredung nichts mehr wissen und bot mir, um mich nicht im Schaden
liegen zu lassen, wie er sich ausdrückte, 30 Louisdor. Dies revoltierte mich dermaßen
, daß ich beinahe die geheiligte Person eines Gesandten in ihm vergaß und
ihm meine Meinung derb sagte. Voll Zorn verließen wir uns, und ich fügte die
Bemerkung noch bei, daß, wenn er mir auch noch einmal so viel, als ich verlangt
hatte, geben würde, so sollte er das Bild dennoch nicht bekommen, und wenn ich
es in Stücke schneiden müßte6).

Seine Herzogliche Durchlaucht hörten von dieser Geschichte, ließen mich rufen
und verlangten, das Bild zu sehen. Eine halbe Stunde saß der Herzog davor,
äußerte mir den höchsten Beifall und bezahlte mir am folgenden Tag dieselbe
Summe, die ich dem Herrn Gesandten verlangte. Sonntags darauf war große
Tafel. Der Herr Gesandte wohnte ihr bei. Der Herzog leitete die Unterhaltung
auf die Künste und sagte: Er habe von einem Künstler, den er in Stuttgart habe,
ein Bild (Er gab den Stoff an) um einen äußerst billigen Preis gekauft, ließ das
Bild holen, nannte die Summe, die ich dafür erhielt, und fügte noch bei, dies wäre
für Sie, Herr Gesandter, eine Aquisition gewesen. Aber ich würde es um keinen
Preis mehr hergeben. Der Herr Gesandte saß wie auf Kohlen und wußte nicht,
wohin er den Blick wenden sollte. So gereichte mir das Unangenehme, das ich
durch dieses Gemälde hatte, am Ende noch zur großen Ehre.

Nun gaben mir seine Durchlaucht den allerhöchsten Auftrag, allerhöchst ihr
Porträt, umgeben von allen Adjutanten, Ordonanzoffizieren und Pagen (wie
solche von dem Schloß Monrepos ausritten) zu verfertigen. Lange malte ich an
diesem Bild. Es enthält 16 Porträts, jede Figur ungefähr 18 Zoll groß, und noch
eine Menge anderer Figuren und Pferde. Ich war so glücklich, den höchsten Beifall
in dem Grad zu erhalten, daß mir wieder neuerdings Dienste angeboten wurden.
Seine herzogliche Durchlaucht nahmen die Churwürde an. Meine häuslichen Verhältnisse
erweiterten sich so, daß ich dem allergnädigsten Anerbieten nicht mehr
ausweichen konnte oder wollte, und so wurde ich im Anfang des Jahres 1804
Hofmaler und fast zur gleichen Zeit Direktor der königlichen Gemäldegalerie.

6) Der Wert der franz. Goldmünze Louis d'or schwankte (lt. Großem Herder) zwischen 16,85 und
30,60 Mark. Bei einem Mittelwert von etwa 25 Mark wäre der geforderte und dann auch vom Herzog
bezahlte Preis etwa 1500.— Mark gewesen.

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