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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
49. Jahresband.1969
Seite: 294
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den Kenntnissen eines Verwaltungsbeamten, brachte er alle Vorbedingungen für
dieses Amt in hervorragendem Maße mit. In den alten Archivalien des Rathauses
finden wir heute noch zwei von ihm angelegte Bände, ein Häuserbuch sowie ein
Bannbuch — letzteres ist leider unvollständig geblieben —, die für die Geschichte
des Dorfes von unschätzbarem Werte sind. Jedoch die Krone seines Schaffens ist
sein „Tagebuch", das er vom ersten bis zum letzten Tage seines Wirkens treulich
führte. Wer sich in das Tagebuch hineinversenkt, erlebt mit ihm und mit dem
Heimatvolke die furchtbaren Jahre der französischen Revolutionskriege im östlichen
Vorfeld von Straßburg, wobei Freund und Feind sich in den Übeltaten
gegen Volk und Heimat und in deren Ausbeutung ereiferten. Wie ein roter Faden
zieht sich aber das herbe Schicksal des Schultheißen Johann Georg Zuflucht durch
die ganze Zeit; immer steht er zwischen den Parteien, sei es zwischen den kämpfenden
oder den regierenden und regierten; immer ist er der Prellbock, an dem
sich vermeintliches Unrecht und Übermut, aber auch Niedertracht und Gemeinheit
abreagiert.

Der 1. Koalitionskrieg 1792 bis 1797

Bei der Übernahme seines Amtes als Gerichtsschultheiß von Kork durch Johann Georg
Zuflucht hatte der 1. Koalitionskrieg schon zwei Jahre das Oberrheingebiet in Unruhe
versetzt. Jenseits des Rheines sammelten die Franzosen ein Heer und bedrohten damit das
rechtsrheinische Gebiet. Deshalb blieben auch die Kaiserlichen nicht untätig; sie hatten
sich besonders Straßburg gegenüber zusammengezogen. Der Oberkommandierende der
kaiserlichen Armee, Generalfeldzeugmeister von Stain, hatte sein Hauptquartier in Kork
im „Ochsen" aufgeschlagen, dazu lagen noch zwei Kompanien württembergischer Grenadiere
hier in Garnison, die von der Gemeinde z. T. verpflegt werden mußten. Der Winter
war schon im Anzug; denn wir befinden uns im Oktober 1794. General v. Stain und seine
Stabsoffiziere benötigten Öfen, die ihnen Zuflucht besorgen mußte. Am 20. November
berichtete er: „Wegen der starken Einquartierung wurde jedem Burger ein halber Klafter
Holz in der Lehr angewiesen", und am 14. Dezember mußte er „einen Steg über dem Bach
am Stein machen lassen". Weitere Kleinheiten und Kleinlichkeiten wollen wir überspringen.

Das verhängnisvolle Jahr 1796 hatte begonnen. Man war sicherlich nicht im unklaren,
was sich derzeit im Elsaß zutrug, wo Moreau sich zu einem Schlag vorbereitete. Daher
war man auch diesseits des Rheines nicht untätig. Es ging der Ernte entgegen, man schrieb
den 13. Juni. „Wurde von Obrist Müller der Befehl gegeben, daß das Feld zwischen Will-
stätt und Odelshofen beim Galgenplatz soll nach der ausgelegten Scheid abgemäht werden.
Da die Bürger nicht wollten die schöne Frucht abmähen, so ließ Obrist Müller die Truppen
gegen die Bürgerschaft marschieren, worauf sie die Früchte abmäheten. Weil ich nun
gerade im Korker Wald zu thun hatte, so glaubte H. O. Müller, ich sei mit Fleiß weggegangen
, deswegen ließ er mich durch einen Dragoner gefänglich nach Kork führen, wo
ich sollte von zween schon bestellten Grenadieren 100 Prügel haben. Als ich mich aber bei
meiner Ankunft selbst bei H. O. Müller verantwortet hatte, wurde ich als gerechtfertigt
frei gelassen und die zwee Korporale mußten mit ihren Korporalsprügel unverrichteter
Sache abziehen. (Dies war ein Vorbote von ähnlichen Schicksalen hernach, wovon ich leider
hier noch nichts wußte.)" Zuflucht begab sich anderntags nach Bischofsheim, um über den
Vorgang Meldung zu erstatten.

Am 15. Juni: „Marschierten die Schwäbischen Kreistruppen in das Lager bei Willstätt.
Sie gruben auch Bronnen im Feld; um und bei den Lagern wurde alles verdorben. Das
Generalquartier blieb aber zu Kork, woraus man schließen sollte, daß es keine große

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