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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
49. Jahresband.1969
Seite: 298
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Adjutant mit Frau und Kindern sowie alle übrigen Offiziere auf ihre Kosten unterhalten
werden. Im Amthaus wurde das Personal eines Spitals untergebracht, das allerdings am
25. Juli wieder abzog.

Wenn auch im großen und ganzen der Durchzug der Franzosen vollzogen war, so stellten
sich die dauernden Anforderungen der Commissäre ein. So erschienen am 31. Juli von
Offenburg der Handelsmann Billet u. Cons. und erklärten, sie hätten „den Korker Zehn-
den käuflich an sich gebracht . . . und forderten die Erklärung, ob die Gemeind solchen
in natura ausliefern oder in Geld bezahlen wolle". Nach Kehl mußte dauernd eine größere
Anzahl von Schanzern beordert werden, die oft durch nicht vollzähliges Erscheinen Schwierigkeiten
bereiteten. Deswegen wurde Zuflucht am 21. August samt den Gerichtsschöffen
durch Gendarmen nach Willstätt geholt und dann in Kehl für einen Tag eingesperrt.
Weiterhin folgten Anforderungen an Stroh- und Heu-Lieferungen sowie an Gespannen
für Holzabfuhren usw.

Unterm 4. September schreibt Zuflucht: „Erschien wieder ein neuer Unglücksbote. Es
kam ein französischer Agent namens Metternich, welcher mir ankündigte:

1. Ein recht großes, gutes Logis nebst etlichen guten Betten, 2. etliche Tische, 3. alle
Tage Ordonnanzen zu sein und seiner Collegen Befehl, 4. einen guten Tisch, kurz alles,
was sie brauchen. Mit der Ankündigung ferner, daß man alle herrschaftlichen Gefälle
samt Extanzen aufs schleunigste einziehen werde mit dem tröstenden Beisatz, es wird
euch nichts übrig bleiben, als das Hemd auf dem Leib und Augen zum Weinen."

Ob dieser Forderungen des Agenten Metternich ging Zuflucht auf das Amt, wo alle
fürstlichen Schaffner und Zoller für die französische Republik verpflichtet wurden. Zu
Hause wurden umgehend bei Privatleuten 6000 fl. aufgenommen. Zur Rheinbrücke mußten
im Korker Wald über 1000 große Eichen gefällt werden, und am 8. September „mußte
mit Hürtault, Billet und Gönner einen Accord wegen dem Zehnden machen und 2650 fl.
R. V. in 10 Tagen zu bezahlen versprechen". Wegen der Weiterlieferung von Eichen wurde
mit Wolfacher Schiffern ein Abkommen in Übereinstimmung mit den französischen Com-
missären getroffen, wonach diese nach Straßburg das Holz zur Schonung des Korker
Waldes liefern sollten, jedoch mußte sich Kork zur Zahlung von 2577 fl. R. V. (Reichs-
valor) verpflichten. Zuflucht nahm weiterhin 3000 fl. auf und rechnete auch mit der
Schwanenwirtin, der Witwe Conrad Wörlins, ab, wonach die Gemeinde ihr für Abgaben
an die Feinde 2100 fl. schuldete.

Am 14. September rückte plötzlich die Reserveartillerie samt dem Generalkommando
von Kork und Neumühl über den Rhein ab; auch andere Franzosen folgten ihnen, wobei
in Bodersweier der Waldförster Michel Erhard tödlich verletzt wurde. Der hier gelegene
Chef und Commandant Poux ließ Zuflucht wissen, „daß sie still und ordentlich abziehen
werden", holte sich aber bei dem Amtsschulz Wezel in Willstätt noch die Kontributionen
.

Unterm 17. September berichtet Zuflucht: „Bekam ich noch Befehl Heu nach Kehl zu
schiken, als man bereits Heu gebunden, kam eine Kaiserliche Patrouille, die es verbot. So
hatte man also diese Veränderung erlebt und glaubte nunmehr das Schlimmste überstanden
zu haben. 1000 fl. L. V. hatte die Gemeinde Kork auch abschläglich an Hl. Amtsschultheiß
Wezel bezahlt. Ich für meinen Theil aber vermutete nicht viel gutes. Die französischen
Truppen, welche zwar friedlich hier abgiengen, zogen sich nach Kehl und besezten gleich
alle Vorposten, daß niemand mehr hin konnte.

Nachts um 9 Uhr kam eine starke Kaiserliche Patrouille von Bodersweier vor den
Ochsen. Der Commandierende Oficier bat sich einen Trunk Wein und Brod für dieselbe
aus. Sie ritten das Dorf hinauf gegen Willstätt. In der Nacht rückten aber von allen
Straßen sehr viele K. K. Truppen in einer außerordentlichen Stille ein, man glaubte, es
nähme kein Ende.

Gegen Tag fieng die Canonade bei Kehl schon an. Der General Petrasch lies die
Truppen in aller Stille über Sundheim durch das Dorf Kehl bis in das vormalige Städtlein
eindringen, wie es anfing recht zu schießen, waren die Kaiserlichen auch schon an der

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