http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1969/0323
Oberbürgermeister Dr. Ernst Schlapper
Da harrte auf der Soll-Seite auf ihn eine von der Besatzungsmacht über Gebühr
in Beschlag genommene Stadt. Ein großer Teil stadteigener Gebäude und die
bekanntesten Hotels waren ihrem Zweck entfremdet. Viele Bürgerfamilien hatte
man aus ihren Wohnungen ausgewiesen oder sie mußten sie mit Angehörigen der
Okkupationsarmee teilen. Wer bisher davon verschont geblieben war, bangte vor
der Stunde, die ihm ein gleiches Los zuwies. Der Kurbetrieb stockte; es mangelte
an Raum, Gäste unter Dach und Fach zu bringen, an Möglichkeiten der Unterhaltung
.
Wer hier aufbauen wollte, sah vor sich ein wirtschaftlich zusammengebrochenes
Gemeinwesen, einen vergessenen und abgeschriebenen Kurort, einen von der Zeit
überholten Bestand an Kurmitteln, beschlagnahmte Hotels und Fremdenheime.
Was stand diesem Soll an Haben gegenüber? — Da flössen seit Urzeiten mit
nahezu unveränderter Schüttung die heißen Quellen, unberührt und ungestört
vom Wohlsein oder den Torheiten der Menschen, und da harrte die Arbeitskraft
der Bevölkerung neuer Zielsetzung und neuer Aufträge. Hinzu kam nunmehr der
zuversichtliche Aufbauwille und der unbesiegliche Optimismus des neuen Oberbürgermeisters
.
Das Werk
Wer 1946 an die Beseitigung der Not heranging, mußte voraussetzen, daß kaum
noch ein Fundament sicher und tragfähig war. Das hieß für Baden-Baden im
Die Ortenau
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