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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
49. Jahresband.1969
Seite: 335
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1969/0337
Von Amtmann Wagner hieß es, daß er hohes Ansehen und Verehrung unter
den Gräfensteiner Untertanen besaß. Er sei gerecht, klug und um das Wohl der
Bürger besorgt gewesen. Er förderte die Wirtschaft. Bei einer Volkszählung, die er
in den Jahren 1784-1788 durchführen ließ, wurde der Zuwachs der Bevölkerung
offenbar. Auch von benachbarten Ämtern waren Familien zugezogen.

Seit dem Jahre 1777, als sich seine Familie zu vergrößern anfing, begann Ludwig
Wagner sich Felder und Wiesen zu erwerben. Er trieb eine richtige Landwirtschaft,
die den Bedarf seines großen Haushaltes deckte. Im Contraktenprotokollband
jener Jahre sind alle Käufe verzeichnet, selbst Kaufverträge für Vieh und Tauschverträge
für Kühe, die nicht seinen Wünschen entsprachen.

Noch im Jahr vor seinem Wegzug kaufte er zwei Wiesen. Eine herrschaftliche
Wiese im Riegelbrunnerhof hatte er schon seit 1784 in Nutzung. Als Entgelt mußte
er dafür seinen „actuarius" = Amtsschreiber beritten machen, wenn sie miteinander
geschäftlich über Land mußten. Auch erhielt er neben einem Deputat Korn
Fourage für zwei Pferde. Seine Besoldung belief sich einschließlich Naturalien auf
knapp 1500 Gulden jährlich.

Heute erinnern die großen Landwirtschaftsgebäude hinter dem ehemaligen
Amtshaus in Rodalben noch an die Zeit, da er hier seinen Hof bewirtschaften
ließ.

Versetzt nach Baden-Baden

Im Dezember 1790 wandte sich Amtmann Wagner zum ersten Mal nach fast
20 Jahren wieder an die Regierung in Karlsruhe um Versetzung. War es die im
Vorjahr in Frankreich ausgebrochene Revolution, war es das Heranwachsen der
Kinder, die er in höhere Schulen schicken mußte? Sein ältester Sohn war zu dieser
Zeit elfjährig, bereits bei den Piaristen in Rastatt. Oder hatte er das Verlangen, in
die engere Heimat zurückzukehren, nun, da er, den Vorstellungen seiner Zeit entsprechend
, mit 53 Jahren bald ein alter Mann sein würde?

Er versuchte zweimal eine andere Beamtung zu erhalten. Markgraf Karl Friedrich
hatte im Zuge seiner Verwaltungsmaßnahmen und Einsparungen die einstigen
Ämter Steinbach, Bühl und Stollhofen zu einem Amt Yberg zusammengelegt mit
Sitz in Bühl. Wagner bemühte sich um die Stelle in Bühl. Auch mit der 2. Beamtenstelle
in Rastatt wäre er zufrieden gewesen, denn dann hätte er mit geringen
Kosten seine Kinder dort in die Schule schicken können.

Der Markgraf und seine Räte entschieden anders. Schon am 17. Januar 1791
erhielt Wagner die Aufforderung, das neuerrichtete Oberamt Baden zu übernehmen
. Dort solle er mit Hofratscharakter als Oberamtsverweser fungieren!

Mit seinem Dank für die ehrenvolle Ernennung verband Wagner sogleich die
Bitte um eine „gratification" für den großen Umzug. Er habe viele „meubles",
eine große Ökonomie mit viel Vieh. Das Land jetzt zu verkaufen wäre ungeschickt
, denn die Preise wären schlecht.

Ob ihm eine Sonderzuwendung für den Umzug gewährt wurde, war nicht festzustellen
. Einmal meldete er, daß auf der achtzehn (!) Stunden dauernden Reise
von Rodalben nach Baden-Baden seine Möbel ruiniert würden.

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