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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
49. Jahresband.1969
Seite: 344
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1969/0346
gang zum Herzen der Oossiedlung und den heißen Quellen auf dem alten Römerweg
, besonders stark bewacht worden sein wird, ebenso der Iberg als überragender
Beobachtungs- und Verteidigungspunkt. Der Iberg und die um 1200 erbaute Yburg
gehören seit dort zum Stadtbezirk Baden-Baden. Über den Iberst erreichte sie die
Senke des Zimmerplatzes, stieg dann auf zum Solberg, zum Lanzenkopf, dann
über den Paß Schwanenwasen hinauf zum Plättig, wo sie um den Urberg nach
Osten umbog und über den Vor- und Mittelfeldkopf, die Badener Höhe, den Seekopf
und die Streitmannsköpfe, dem Frankenbach entlang bei Forbach die Murg
erreichte. 1500 Jahre sind seither verflossen, in denen vieles in Vergessenheit
geraten ist. Doch lohnt es sich, nach einigem Umschau zu halten. Da lag vor der
Linie Jagdhaus - Yburg eine Landschaft, die der in der Heimat der Franken glich:
aus einem grünschillernden Wasserspiegel erhoben sich eine Menge Inseln, die ein
breites Wasserband von Weitenung bis nach Stollhofen - Schwarzach hinüber in
eine nördliche und südliche Gruppe teilte. Alle waren unbewohnt, bargen aber die
Gefahr in sich, daß sich Alemannen auf ihnen zu Überfällen in das ihnen entrissene
Land heimlich sammeln könnten. Die Franken gaben ihnen die in ihrer
Heimat gebräuchlichen Bezeichnungen, der nördlichen Gruppe Tung, der südlichen
Hurst. Diese Namen entstammen unbestritten dem Niederdeutschen, wo tung eine
flache Erhebung im Sumpfland, hurst eine mit Buschwerk bewachsene bedeutet.
Strittig ist, wann und unter welchen Umständen Niederdeutsche diese Wörter hierhergebracht
haben. Michael Walter schreibt: „Es scheinen sich hier fremde Siedler
freiwillig oder zwangsweise niedergelassen und die Tung- und Hurstorte gegründet
zu haben." Professor Gutmann ist derselben Meinung. Da und dort wird
nun angenommen, Karl der Große habe aufsässige Sachsen aus ihrer Heimat verbannt
und hierher verpflanzt, oder ein Sachsenkaiser habe Landsleute aus einer
Gegend, die der mittelbadischen glich, als Berater bei der Entsumpfung und Urbarmachung
hierher umgesiedelt. Zeitlich wäre nur der erste Fall möglich, denn
Weitenung wird schon 884, Unzhurst gar schon 826 erwähnt, also lange vor der
Herrschaft der Sachsenkaiser. Sollte aber Karl der Große, der Gegner der Sachsen,
sächsische Aufrührer ausgerechnet hierher verlegt haben, wo sich die Möglichkeit
des Verrats und des Überlaufens geradezu anbot? Diese Überlegungen sprechen
dafür, daß die Übertragung niederdeutschen Sprachguts auf jene Franken zurückgeht
, die ums Jahr 500 das Land in Besitz genommen haben. Doch nur zur Unterscheidung
der Inseln voneinander, nicht auch für Siedlungen, denn solche bestanden
in dem morastigen Gelände noch nicht. Sie entnahmen daher die Namen
naturgegebenen Kennzeichen: der Bewachsung, der Bodenart, der Form usw. Nach
der Bewachsung wurden benannt die Eichtung, Buchtung, Rüstung (von der
Rüster = Ulme), die Bürtung (von der Birke, der bircha), die Ipfenung unterhalb
Steinbach nach der iba, der Eibe, nach der auch der Iberg, der Iberst und die
Yburg benannt wurden, die Schiftung von sif = Schilf. Am Gebirgsrand entlang
liegende wurden nach der Bodenart benannt: Kummerstung nach cumer = Schutt,
Litzlung von lütte, lutte = Lehm (nicht von lützel = klein), Kartung von Kar
= Kies. Langentung war das schmale, lange Tung. Der ursprüngliche Name der

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