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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1970/0152
tigen, in dem das Modell der Reichsstadt Zell aufgestellt ist: es zeigt Anlage und
Gesicht des Ortes, Verlauf der Mauern und Gräben, die vier Türme — und eben
das „alte Städtle als Ganzes". Für Schulklassen ein herrlicher Anschauungsunterricht
! Volkskundlern und Freunden des Alemannentums werden die Zeller
Fasnachtsgestalten unvergeßlich bleiben, besonders in ihrer gezeigten Entwicklung
vom Welschkorn- und Schneckenhäuslenarro zum bunten Spielkarten- und Bändele-
narro, ebenso die schönen Trachten aus Stadt und Tal und die Zeller Bürgerwehr
mit Uniform und Waffen.

Bilder von Emma Heim (Scheffels „Dichterliebe", wie sie in einer Randbemerkung
im Taufbuch genannt wird), Ritter von Büß (der erste parlamentarische Vertreter
des Arbeiterschutzes in Deutschland) und Joseph Anton Burger (Begründer der
Zeller Keramik) erinnern an bedeutende Persönlichkeiten unserer Stadt.

Und all dies u. v. a. befindet sich — um es nochmals zu betonen — nicht in
irgendwelchen „neutralen" Räumen, sondern in einem alten Turm. Da kann man
einen Wehrgang betrachten; an einer Stelle sieht man, wie die Mauern fast 1,5 Meter
dick sind. Beim Schauen ins tiefe „Hungerverlies" und in den Turmkerker
mit seinen zwei engen, „fast licht- und luftlosen Zellen" kommt einem wohl die
Erkenntnis, wie die Strafen in der „guten alten Zeit" doch recht hart waren. Die
Daumenschraube läßt die Folter lebendig werden, die „Schandglocke für böse
Mäuler" und die „Halstafel für Obstdiebe" zeugen von oft drastischem Einschreiten
der damaligen Obrigkeit.

Wer dann aber bis ins Turmwärterstüble des 5. Stocks oder gar unmittelbar
unters Dach hochgeklettert ist, atmet auf und findet ausgerechnet dort oben — besonders
auch an sonnigen Tagen — bei dem herrlichen Rundblick den Weg aus der
Vergangenheit zurück in die Gegenwart: Da liegt tief unten das saubere, friedliche
Städtle, umrandet von den Bauten der Nachkriegszeit, gebettet ins herrliche
Umland der Matten und Äcker, Wälder und Berge.

So kann der Besuch des Zeller Heimatmuseums mit seiner Schau in Vergangenheit
und Gegenwart zu einem Erlebnis werden, das lange und tief nachwirkt .. .

*

Die im Storchenturm untergebrachte Sammlung hat selbst auch ihre Geschichte:
Während seiner Arbeit an der Zeller Chronik kam Disch der Gedanke, das
wertvolle heimatliche Gut, auf das er allerorts stieß, zu sammeln; er richtete
damit 1935 in der „Alten Kanzlei" hinterm Rathaus drei Räume ein. Nach zehnjährigem
Bestehen mußte 1945 das gesamte Material des Museums ins Archiv und
vor allem — notgedrungen — auf den Rathausspeicher verlagert werden.

Um 1960 kamen Männer, die sich für diesen gehorteten Schatz verantwortlich
fühlten — es gab ja im Stadtrat einen „Ausschuß für Heimatpflege" —, auf die
Idee, den leerstehenden, aber zunächst noch völlig verwahrlosten Storchenturm in
ein Museum zu verwandeln. Es war ein glücklicher Zufall, daß man damit den
bei der Stadt beschäftigten Franz Berger beauftragte, der dann nicht nur die
Dreckarbeiten verrichtete (in dem seit 20 Jahren nicht mehr geöffneten Turm lag
der Schmutz zum Teil wirklich fast meterhoch!), sondern auch daranging, die

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