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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1970/0238
Die Schenkenburg

von Hermann Fautz

Die örtlichkeit

Etwa 1 km unterhalb dem Zusammenfluß der Großen und Kleinen Kinzig bei
dem Dorf Schenkenzell springt vom rechtsseitigen Talhang ein niederer Bergrücken
in die Talaue hinein. Es ist der Schloßberg, auf dem die Ruinen der Burg der
Schenken von Zell stehen, im Volksmund die Schenkenburg genannt. Der Bergrücken
erhebt sich mit steilen Flanken etwa 40 Meter über das Tal. Seine Höhe
beträgt 391,0 m über N. N. Die Ostseite war für die Kinzig ein felsiger Prallhang,
von dem weg sie in weitem Bogen den Bergriegel umfließt. Auch die jetzige Kinzigtalstraße
(Bundesstraße 294) schwingt sich in großer Schleife um ihn herum. Die
alte Talstraße aber mied die hochwassergefährdete Aue und führte am Westhang
des Schloßberges hinauf auf dessen Ansatz an der nördlich steil ansteigenden
Halde und darüber hinweg in den Talkessel von Schenkenzell. Die Eisenbahnlinie
Hausach-Freudenstadt hat in einem kurzen Tunnel den Bergrücken durchstoßen
und umging so dieses Hindernis.

Der Bergrücken war zur Anlage einer Burg wie geschaffen. Trotz der geringen
Höhe über der Talsohle beherrscht man von ihm aus das Kinzigtal von Schiltach
herauf bis in die Berge bei Alpirsbach. Die umliegenden Höhen überragen allerdings
die Burgstelle um hundert und mehr Meter, so daß die Schenkenburg von
oben her gut einzusehen war. Die isolierte Lage auf dem schmalen felsigen Bergrücken
machte sie aber dennoch zu einer festen, wehrhaften Anlage.

Das Jahr der Erbauung der Burg ist nicht bekannt, ebenso können wir die
Bauherrn nicht mit absoluter Sicherheit feststellen. Das Dorf Schenkenzell ist älter
als die Burg. Im Jahre 1095 wurde, eine Wegstunde oberhalb von Schenkenzell,
das Kloster Alpirsbach gegründet. Dieses erhielt als Schenkung einen ausgedehnten
Besitz, dessen Grenzen talabwärts bei Schenkenzell die Große und Kleine
Kinzig bildeten. Dabei wird der Ort Schenkenzell nicht erwähnt, einfach deshalb,
weil damals hier noch keine Siedlung bestand. Als Grenzmarke wurde der
Wagodenstein (1099) am Zusammenfluß der beiden Kinzigen genannt (lat.:
vaco = unbebaut, unbewohnt, leer, auch herrenlos). Wenn auch keine Urkunde die
Annahme sichert, so darf doch behauptet werden, daß das Kloster Alpirsbach
hier eine Zelle gründete, aus der sich später das Dorf Schenkenzell entwickelt hat.
Die ersten Erwähnungen des Ortes in Verbindung mit dessen Besitzern lauten
„pincerna de Celle" (1244), „Hermannus pincerna de Zella" (1255), also Schenken
von Zell, und auch später wurde der Ort vielfach noch Cella, Celle genannt. Bald
wurde daraus das Wort „Schenckenzelle" (1294), „Schenkencelle" (1313) geprägt
und dessen Adel nannte sich „Schenke von Schenkenzelle" (1294). Wie an vielen
Orten gab auch hier ein Kloster durch die Gründung einer Zelle die ersten Impulse
zur Besiedelung und Urbarmachung einer Einöde, woraus sich später ein Dorf entwickelte
und als Verwaltungssitz eine Burg hinzukam.

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