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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1970/0281
verweisen nach den Aussagen der Fachleute übereinstimmend ins 12. Jahrhundert,
eine Datierung, die durch Auswertung gewisser Einzelheiten noch exakter ausgesprochen
werden könnte14). Für unsere Zwecke genügt jedoch diese grobe Einordnung
, die für geschichtliche Aussagen auf jeden Fall brauchbar ist.

Zuvor muß aber noch auf Art und Bedeutung der Anlage eingegangen werden,
wie sie sich nach den bisherigen Grabungen erkennen lassen. Man hat sich einst
die Höhe des freistehenden Schlößleberges als Standort für die Burg ausgesucht,
also eine Gipfelburg errichtet, wie sie seit dem 11. Jahrhundert allenthalben angelegt
wurden15). Man hat diese Bergspitze zuerst in der Weise bearbeitet, daß ein
aus Sandsteinfels bestehender Kegelstumpf entstand, dessen obere Fläche ein Plateau
von etwa 26 x 14 m bildet und der nach allen Seiten bis zu 15 m steil abfällt,
Alsdann ging man daran, das so präparierte Gelände sorgfältig zu befestigen. Um
den Fuß des Felskegels, wo er sich zum Berg verbreitert, legte man einen mächtigen
, noch gut erhaltenen Wallgraben. Auf dem Gipfelplateau wurde die eigentliche
Burg errichtet, deren Grundmauern erst die Grabungen wieder ans Tageslicht
brachten16). Noch heute kann man sich der imposanten Schutzwirkung dieser
Anlage nicht entziehen. Wer den hohen Wall überwunden hatte, stand in einem
breiten Graben; vor ihm stieg beinahe senkrecht eine künstlich noch steiler gemachte
Felswand an, die nach etwa 4 m in zerklüfteten Fels überging. Dieser
türmte sich noch etwa weitere lim hoch auf, um dann bis zu 2,8 m dicke Mauern
zu tragen, die sicher ebenfalls noch eine beachtliche Höhe gehabt haben. Es ist
diese Wehrhaftigkeit, die den Charakter der Willenburg entscheidend prägt und
die sie zu ihrer Zeit wohl uneinnehmbar machte.

Denn dafür hat man nicht nur nach außen durch die starke Befestigung gesorgt,
sondern auch in der Burg selber die Bedingung für das Durchstehen einer Belagerung
geschaffen. Es wurden keine Kosten und Mühen gescheut, um das lebensnotwendige
Wasser sicherzustellen. In der sicher aufwendigsten und schwierigsten
Arbeit des ganzen Burgenbaues trieb man einen kreisrunden Schacht von 2 m
Durchmesser senkrecht in den Fels, um endlich in einer Tiefe von 30,3 m das begehrte
Naß in ausreichendem Maße anzutreffen17). Wer eine Burg in dieser Weise
befestigte und unabhängig machte, für den muß dieser Platz wichtig gewesen sein.
Die Bedeutung der Willenburg zu ihrer Zeit erhellt aus diesen schwierigen Arbeiten
am und im Gestein, aber auch aus der Verwendung architektonischer Schmuckformen
. Genannt wurden schon die schön geformte Konsole, die sorgfältig be-
hauenen Türgewänder und die seltsame Fratze vom Kopfende einer Türwange.
Anzuführen sind noch die Steinplatten von der Einfassung der Brunnenmauer und
manch anderer kunstvoll behauener Stein18).

Dennoch wirkt die Burg in ihrer Gesamtheit einfach, beinahe primitiv, im Ver-

14) Nach freundlicher Mitteilung von Herrn Karl List, Denkmalamt Freiburg, kann die Willenburg etwa
in den Jahren 1140—1170 erbaut worden sein.

15) Hans-Martin Maurer, Bauformen der hochmittelalterlichen Adelsburg in Südwestdeutschland, in:
Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins (ZGO), Bd. 115 (1967), S. 65 f.

W) Vgl. den beigegebenen Grundriß.

17) Vgl. den 4. Grabungsbericht, a. a. O.

18) Die Konsole ist im 1. Grabungsbericht abgebildet, die Steinplatte im zweiten, a. a. O.

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