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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1970/0284
armut liegen; die Wolf acher und Hornberger sind ja auch durch die Jahrhunderte
hindurch recht gut belegt. Es wird einfach so sein, daß es ein solches Adelsgeschlecht
mit Sitz auf der Willenburg oder in Schiltach nie gegeben hat, auch deshalb, weil
es nicht nachweisbar ist. Was sich durch ein bauliches Kriterium, das der Kleinheit
ihres Innenraumes, angedeutet hat, kann durch diese geschichtliche Überlegung bestätigt
werden: Die Willenburg war keine „Ritterburg" in dem Sinne, daß sie
einem Adelsgeschlecht als Wohnsitz diente und den Mittelpunkt einer adligen
Ortsherrschaft bildete. Die politische Erfassung der Gegend um Schiltach muß
sich anders abgespielt haben als in Wolfach, Hornberg oder an anderen Orten, wo
Adel residierte.

Mindestens im 12. Jahrhundert waren aber auch hier schon politische Kräfte am
Werk, was durch die Existenz der Willenburg zu dieser Zeit bewiesen ist. Noch
einmal muß die Frage aufgeworfen werden, wer damals ein Interesse daran gehabt
haben konnte, eine solche Anlage gerade an diesem Platz anzulegen. War es
allein der günstige Berggipfel, der den Ausschlag für den Standort der Burg gab?
In welche Umgebung hat man die Willenburg eigentlich hineingestellt? Damit ist
die geopolitische Lage angesprochen, die nicht ohne Bezug zur Aufgabe einer Burg
gewesen ist, ja die die eigentliche Funktion einer solchen Anlage oft erst verständlich
macht.

Einen solchen Fall scheinen wir mit der Willenburg vor uns zu haben, da sie
nicht, wie es auf den ersten Blick wirken könnte, beziehungslos in der Landschaft
steht. Zwar ist sie weit entfernt von jeder größeren menschlichen Ansiedlung, liegt
aber dennoch nicht ganz einsam in den Wäldern. Es ist ein Weg, eine alte Straße,
die um den Fuß des Schlößleberges herumzieht und der wir unsere Willenburg
zuordnen möchten. Das legt einmal ihre beherrschende Lage über dem „Staig"
genannten Straßenstück nahe, vor allem aber die Bedeutung, die diesem Verkehrsweg
offensichtlich früher zukam.

Wir haben es hier mit einer der wenigen Querverbindungen zu tun, die den
Schwarzwald in west-östlicher Richtung durchzogen und ihn erst einmal begehbar
machten. Dabei ist gerade diese Route durch die Natur schon vorgegeben, da sie
nur einem Tal, dem der Kinzig, zu folgen brauchte. Wer auf dieser bequemsten
Strecke den Schwarzwald durchquerte, konnte in der Gegend von Schiltach den
kurzen, aber steilen Aufstieg zur Hochfläche wagen, um in den oberen Neckarraum
zu gelangen. Diese Möglichkeit wurde auch schon früh erkannt und genützt.
So führten prähistorische Wege, eine von den Römern angelegte Straße und
schließlich eine mittelalterliche Verkehrsverbindung bei Schiltach hinauf auf die
Höhe, wenn auch auf verschiedenen Trassen21).

Von archäologischer Seite wurde der Verlauf der Römerstraße im Kaibachtal,
über das Katzenloch hinauf zu der römischen Mansio auf dem Brandsteig nachgewiesen22
). Das ist für uns insofern bedeutsam, als die Willenburg dann nicht

21) Vgl. Friedrich Hertlein, Die Straßen und Wehranlagen des römischen Württemberg, in: Die Römer
in Württemberg, Teil 2, Stuttgart 1930, S. 8 f.; H. Fautz, Die Landstraßen im oberen Kinzigtal, in: Die
Ortenau 45 (1965), S. 170 ff.

22) Hertlein, a. a. O. — Vgl. auch Rolf Nierhaus, Römische Straßenverbindungen durch den Schwarzwald
, in: Berichte zur deutschen Landeskunde 31/2 (1963), S. 255.

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