Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1970/0364
deren Mitte ein allegorisches Gemälde war. Er war wohl der einzige Raum, der
noch in ursprünglich geplanter Schönheit vollendet wurde. Das obere Stockwerk,
etwas niederer gebaut als die eben beschriebene „belle etage", hatte Holzdecken in
Gang und Zimmern und ebenfalls schöne Beschläge an Türen und Fenstern. Sie
waren alle in guter stilistischer Form gehalten, hatten die tulpenartig spitz auslaufenden
Formen, die sich hier so eingebürgert hatten, daß sie auch an vielen
alten Bürgerhäusern Verwendung fanden, wie überhaupt vieles von jenen Jahren
des Schloßbaues sich der ganzen Umgebung mitteilte.

In großartiger Einheit, von außen ohne jede Unterbrechung, war das ganze
Schloß geplant und ausgeführt, mit durchlaufenden Gängen, die vom „Schöffensaal
" über den Festsaal (die Wolfacher nannten ihn Rittersaal) durch die beiden
Galerien der Schloßkapelle, weiter durch das nachfolgende Treppenhaus, sodann
dem Torturm entlang bis ans östliche Ende des ganzen Baues führten und auch
heute noch nach vielerlei Veränderungen führen. Neben der Kapelle, dem Torturm
zu, wo heute der Trakt des Amtsgerichts ist, war unten die Wagenremise,
zu der man durch drei hohe Rundbogen kam. Dieser Raum wurde später auch zur
Unterbringung Gefangener benützt, wie zahlreiche Sudeleien und Namensverewigungen
bewiesen. Ein Treppenhaus, hart an die Ostwand der Kapelle angebaut
, zeigte an seinen Wänden noch durch Nischen mit Stichbogen Reste früherer
Bauteile. Alle Räume dieses Flügels hatten aber das Aussehen des Nichtvollendeten
, so daß beim Umbau zu den modernen Diensträumen des Amtsgerichts
nichts Wertvolles vernichtet werden mußte.

östlich des Torturmes, wo heute das Finanzamt untergebracht ist, war vieles
unvollendet geblieben. Zwei gewölbte Räume im Erdgeschoß waren fertig, wie
auch westwärts des Tores zwei kleinere gewölbte Räume fertig wurden, die man
dann später als Wachlokal benützte. Dieses spätere Wachlokal wurde nach der
„Metzgeraugustschen Chronik" als Verwahrort der zum Tod verurteilten Delinquenten
verwendet, bis sie von hier aus zur Richtstätte auf dem Galgengrün
geführt wurden. In den östlichen Gebäudeteilen war noch ein Treppenhaus und an
der Südostecke, im Anschluß an den einstigen Rundturm, den man halbiert hatte,
waren Räume für Gefangene untergebracht, da der „Hungerturm" nicht alle
Übeltäter fassen konnte. Das Schloß sollte ja Amtsgebäude für die ganze Herrschaft
Kinzigtal werden, besonders nach dem das Haslacher und Hausacher Schloß
zerstört worden waren. Die Gefängnisse selbst waren Einzelzellen aus dicken
Holzbohlen, die in zwei größeren Räumen standen. Hier ereignete sich auch die
am Schluß dieser Beschreibung angefügte Begebenheit. Sonst waren hier außer
Kellern im Untergeschoß und ziemlich provisorisch eingerichteten Wohnungen
für fürstliche Beamte, zu denen auch vom kleinen Schloßhof her eine Treppe
hinaufführte, keine nennenswerten Räume.

Soviel zum Schloßbau Maximilian Franzens, der nach außen kaum verändert
wurde, der aber innen soviel Umgestaltungen seither erfuhr, daß eigentlich außer
den gewölbten Räumen der Schloßkapelle, des Museums, der ehemaligen Schloßküche
, des westlichen Mittelaufganges und dem Hungerturm mit seiner schönen,
noch aus gotischer Zeit stammenden Wendeltreppe vom 2. zum 3. Stock hinauf

362


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1970/0364