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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1970/0374
5. In der gleichen „Metzger-Augustschen Chronik" wird vom Schloßhof berichtet: Im
Schloßhof wurde in den Kriegszeiten des vorigen (also 18.) Jahrhunderts ein aufgegriffener
Rothmäntler, einer damals hier durchziehenden österreichischen Truppengattung, aus Rache
für eine von denselben in der Gegend verübten Gewaltthat von hiesigen Bürgern erschossen
. Derjenige, welcher den Schuß auf denselben abgefeuert, soll der Vater des auch schon
längst gestorbenen Fuhrmanns, des „Kochle-Bernhards" gewesen sein. Wie sich nachher
herausstellte, so soll der betreffende Rothmäntler an der Gewaltthat unschuldig gewesen
sein.

6. Dieselbe Chronik erzählt vom Turmwächter: Im Thurm des Schlosses wohnte bis
zum Anfang des Jahres 1840 ein Thurmwächter, der die Stunden in der Nacht mit seinem
Puphorn anzuzeigen und bei Ausbruch eines Feuers mit demselben Alarm zu blasen hatte.
Er wurde deßhalb kurzweg bei den Wolfachern der „Dornpuper" oder der „Dornpuperle"
geheißen.

Einmal wollte der alte Dornpuperle ein Uhr blasen, er blies in sein Horn, doch der Ton
gefiel ihm nicht, er blies zum zweiten Mal hinein, „ist noch kein rechter Ton" sagte er,
indem er den Kopf schüttelte; nun blies er nochmals aus Leibeskräften — und da hatte er
drei (Uhr) geblasen!

Sehr bekannt muß übrigens sein Weib, die Genovev, gewesen sein. Denn noch in den
1930er Jahren war „des Turmpuperles Fev" sprichwörtlich.

7. Wörtlich aus der Chronik: Zur guten Letzt will ich nun noch aus alter Zeit eine
lustige Geistergeschichte aus dem fürstenbergischen Schloß zu Papier bringen.

Was hat ein Schloß, und sei es auch das schönste und prunkvollste, für einen Werth und
einen Reiz, wenn man nicht auch von demselben zu erzählen weiß, daß es darin nicht geheuer
sei, daß es darin spuke und ein Geist sein Unwesen darin treibe? Von dem hiesigen
fürstlichen Schlosse wußte man niemals etwas derartiges zu berichten. So lange man denken
konnte, war es mäuschenstill und in der Nacht herrschte Grabesruhe in den langen
Corridoren und Gängen.

Diesem schon längst gefühlten Ubelstande im hiesigen Schlosse einmal gründlich abzuhelfen
, beschloß die „Glaser-Bischöfe", die langjährige Wäscherin in der Waschküche des
Schlosses, in energischer Weise vorzugehen.

Ihre weiße Kindbetterinmütze oder die weiße Schlafhaube ihres Alten übergestülpt, mit
einem übergezogenen Hemde oder umgehangenen Leintuche und was derlei Geisterdekorationen
mehr sind, so machte sie allnächtlich unter Wimmern und Heulen die Runde
in dem alten Schloßgemäuer, und bald ging das Gerücht des wandelnden Geistes um.

Als praktischer, zweibeiniger Geist von Fleisch und Blut benützte die schlaue Glaserbischöfe
die Geisterwandlung sehr zweckmäßig zu allerhand Langfingereien.

Als die Sache endlich doch zu toll wurde, beschloß man, einmal dem Geist doch zu Leibe
zu rücken. Er wurde erlöst bzw. ertappt, natürlich sofort auf der Stelle, wie es sich gehörte
, gehörig abgedroschen und dann dem Arm der sancta justitia (Gericht) übergeben,
welche sie dazu verurteilte, eine Zeitlang in dem „Haberkasten" (Blockgefängnis des
Hungerturmes) des nämlichen Schlosses, wo sie ihr Unwesen getrieben, zur Strafe herumzugeistern
. Und seitdem liegt das alte fürstenbergische Schloß wieder so einsam, stille und
tot am Eingang des Städtchens, und niemand ist mehr, der sich in so geistreicher Weise
wie die alte Glaserbischöfe um dasselbe annehmen will.

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