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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1970/0474
der Kinzig, der Mühlkanal und die Schnellinger Mühle bestanden also schon damals,
auf der Ostseite der Herrunstein, gemeint damit ist wohl der etwas gegen das Tal vorspringende
Felsvorsprung, der am unteren Ende ein altes Bergwerk mit dem Namen
Gottesgab, St. Barbara oder auch Silberbrünnle enthielt (siehe Vogelgesang, Geogno-
stisch-bergmännische Beschreibung des Kinzigtäler Bergbaues, Karlsruhe 1865, Seite
121). Der vordere Teil des alten Stollens dient heute als Bierkeller. Die Westseite des
Burgfriedens bildete der Sulzebach, ein Bachname, der heute nicht mehr bekannt ist,
bei dem es sich aber nur um das Bächlein handeln kann, das heute noch aus dem Gebiet
des heute noch offenen Silberbergwerks, dem Rest der einstigen Gruben „Segen Gottes"
entspringt und als eisenhaltiger Säuerling zu Tal fließt. Das Wort Sulz läßt darauf
schließen, daß dem Wasser etwas beigemischt war, das mit dem Wortstamm sal, sul oder
sol zusammenhängt, so daß es nicht verwunderlich erscheint, daß hier in früheren Jahrhunderten
ein Bad bestanden hat, das urkundlich nachgewiesen wird. Auch Vogelgesang
berichtet, auf S. 122, von einem Illenbad, auch Eulenbad oder Glückbad genannt (Eulenbad
, ursprünglich mit y als Eylenbad geschrieben und Illenbad, richtiger mit einem 1 geschrieben
, dürften nur dialektisch verschiedene Ausdrücke für ein und dieselbe Sache
sein), das hier betrieben wurde. Vogelgesang erwähnt auch einen Badstollen, aus dem
der schwache Eisensäuerling austritt. An das Vorhandensein des früheren Bades erinnert
im Gelände noch der Flurname „Badmatt". Als nördliche Grenze des Burgfriedens
bezeichnet die Urkunde die „snelephi an der eggen" (Schneeschleipfe an der Ecke). Das
Gemeindegebiet läuft dort noch heute in eine Spitze aus, die den Namen Eckle trägt.

Uber die beiden Söhne Wigerich und Gripping aus der Ehe des Ritters Rudolf mit
Mene von Diersburg berichten die Urkunden Näheres nur über Wigerich, abgekürzt
auch Wirich geschrieben, während Gripping nur in der Teilungsurkunde vom Jahre
1324 genannt wird. Mit wem Wigerich verheiratet war, ließ sich nicht feststellen. Er
scheint auch keine männlichen Nachkommen gehabt zu haben. Erwähnt wird nur eine
Tochter Mene als Witwe des Renbolts von Windegge sei. 1371 verkauft sie den ihr
zustehenden Halbteil der Burg Schnellingen und des Dorfes Schnellingen unterhalb
dieser Burg, ihren Halbteil der Vogtei und des Zehnten in Welschensteinach, ferner
Güter und Zinse in Mühlenbach, in Fischerbach, Weiler, Eschau, zu Husen, Zinse zu
Haslach und anderes mehr um 100 fl. an Graf Eberhard von Wirtenberg (FUB VI. 52).
Warum der Verkauf ausgerechnet an den württembergischen Grafen erfolgte, ist nicht bekannt
.

Das Adelsgeschlecht in Schnellingen hat sich in herrlichster Landschaft und in sonnigster
Lage einen Herrensitz erbaut und doch haben die Familien darin trotz Burgfriedens
nicht immer Ruhe und Frieden gefunden. Über Streitigkeiten werden die Akten im
folgenden ausführlich berichten.

1356, im Juli, wird vor Schiedsleuten ein Streit ausgefochten zwischen Anne, der
Burggräfin von Schnellingen, und ihrem Schwager Heinrich von Schnellingen wegen
der Nutzung ihres Erbes, das ihr von ihrem verstorbenen Mann Johannes von Schnellingen
und ihrem ebenfalls verstorbenen Sohne Johans (auch Haneman genannt) zugefallen
ist. Heinrich und der ältere Johannes waren Brüder und Söhne des erstgenannten
Ritters Rudolf von Schnellingen und teilten sich, wie schon ausgeführt, mit ihren
Brüdern Wigerich und Gripping 1324 in die Burg Schnellingen. Dabei fällt auf, daß ein
Brüderpaar zusammen, aber getrennt vom andern genannt wurde. Die Erklärung dafür
gab Frau Mene von Diersburg, die Mutter Wigerichs und Grippings, indem sie von
Johannes vom zweiten Brüderpaar als ihrem Stiefsohn sprach. Danach stammte das
Brüderpaar Heinrich und Johannes aus einer früheren Ehe Rudolfs, von der uns die
Akten keine Kenntnis geben. Heinrich hatte wohl als der ältere das Prädikat Ritter, er
dürfte sich die meiste Zeit außerhalb von Schnellingen aufgehalten haben, denn er war
Bürger zu Straßburg und später um 1350 auch „Custer" in Schuttern (FUB V. 200
Anm. 13). Die edle Frau Burggräfin Anne stammte aus Doroltzheim (Dörlisheim) im
Unterelsaß und war schon 1330 mit dem Edelknecht Johannes von Schnellingen ver-

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