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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1970/0480
genannt. Wenn er jetzt nicht so vollständig mit Bäumen und Unterholz bewachsen
wäre, würde die auffallende Bodengestalt sofort offenbar werden. Vor einiger Zeit
gedachte Bauer Albert Lehmann hier eine Brunnenstube für eine Wasserleitung
zu bauen und begann einen passenden Raum auszuschachten.

Es ist an dieser Stelle schon ungewöhnlich, daß man erst in etwa 1,5 m Tiefe
auf festes Gestein stößt. Noch überraschender sind die festen Brocken darin. Da
kamen rohbehauene größere und kleinere Steine aus dem Bodengestein zum
Vorschein, dazwischen einfach behauene Sandsteine, die es hier als anstehendes
Gestein überhaupt nicht gibt. Sie müssen also künstlich hierher gebracht worden
sein. Dazwischen kamen noch andere seltsame Fundstücke zutage, so daß die
Weiterarbeit an der Brunnenstube dankenswerterweise unterbrochen wurde.

Albert Lehmann (Vor Hagenbach) zog dann den in diesen Dingen erfahreneren
Heimatforscher und Förster Eugen Lehmann zu Rat, der gleich ein altes Bauwerk
vermutete.

Die kennzeichnenderen Fundstücke wurden durch Günther Haiss an bedeutende
Fachgelehrte zur fachmännischen Begutachtung übergeben.

Inmitten des ausgeschachteten Erdreiches zeigte sich eine Brandschicht. Über
und unter ihr wurden viele Dachziegelstücke, darunter halbrunde Hohlziegel, mit
überstehenden Nasen gefunden und etliche Topfscherben, leider keine größeren
Stücke, die auf die genauere Gefäßform hätten schließen lassen. Auch ein Stückchen
angebranntes Holz war unter den Fundstücken der Brandschicht.

Als Ergebnis der Begutachtung wissen wir nun, daß es keine Römerziegel
waren, denn diese kannten die nasenförmige Aufbiegung der Ziegel noch nicht.
In der Nähe der Fundstätte an der Galgenbrücke befand sich seit alters eine
Ziegelei. Jedoch kann mangels von Vergleichsstücken nicht unbedingt auf eine
Herkunft der Fundstücke aus dieser Ziegelei geschlossen werden. Ein dicker,
gewulsteter und gerillter Brocken sei wohl frühmittelalterlich; zu ihm gehört noch
ein rotes Bodenstück. Man neigt dazu, dieses Gefäß der romanischen Zeit des
Mittelalters zuzuordnen. Ein kleiner, schwarzer und gerillter Scherben könnte
frühgotisch sein.

Anders steht es mit den Nasenziegeln. Sie können aus dem 14. bis 16. Jahrhundert
stammen und stellen die ältesten Formen der Hohlziegel bei uns dar.
Dachziegel dieses Profils, die mit Hilfe des Streichbrettes hergestellt sind, kommen
zuerst im 13. Jahrhundert auf und halten sich sehr lange. Doch ist es auszuschließen
, daß diese Ziegel nach dem 16. Jahrhundert gemacht wurden. Sie bleiben
das Hauptmerkmal, daß hier ein bemerkenswertes Bauwerk gewesen ist. Die Zeit
zwischen 1200 und 1600 kann leider nicht weiter eingeengt werden.

Daß unter den Tonwaren solche Ziegeln sind, spricht für einen gehobenen
Wohnstil. Im Schwarzwald hat es auf dem Lande sonst bis ins 18. Jahrhundert
kaum Ziegeldächer gegeben. Die übrigen Topfscherben sowie eine Ofenkachel
sind nicht glasiert. Glasuren treten kaum vor dem 15./16. Jahrhundert auf, so daß
wir auch hierbei auf das Mittelalter oder Spätmittelalter als Entstehungszeit
deuten müssen.

Unser Mitarbeiter Rudolf Hahn forschte unermüdlich nach archivalischen

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