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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
51. Jahresband.1971
Seite: 11
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1971/0013
Der Verfasser hatte das Glück, in gemeinsamer neunjähriger beruflicher Zusammenarbeit
an der Diersheimer Schule Gottlob Schlörer als einen gütigen, hilfsbereiten
Mentor und Kollegen, als temperamentvollen und begeisterungsfähigen
Lehrer kennen und schätzen zu lernen, der bei den meisten seiner einstigen Schüler
in dankbarer Erinnerung weiterlebt. Wer kann es dem passionierten Naturwissenschaftler
verdenken, wenn er seine Steckenpferde auch im Schulunterricht munter
ritt, weil er merkte, welchen Anklang er bei Buben und Mädchen fand? Wie gerne
führten die Kinder das Storchen-Beobachtungs-Heft, in das alle Feststellungen eingetragen
wurden, die das Nisten, Brüten der Störche und die ersten Flugversuche
der Jungtiere betrafen! Mit seinen Schulbuben zusammen baute er aus einem Wagenrad
und Reisig einen Storchenhorst, den er auf dem Rathausdach befestigte.
Alljährlich beringte er die Jungstörche als Beauftragter der Vogelwarte Rossitten
(später Radolfzell) landauf, landab bis ins Greisenalter. Alle Funde, Steine, Pflanzen
, Tierkadaver, Tonscherben wurden zuerst ihm gebracht, hatte er sich doch seit
Bergung der Brandgräberreste aus der Tribokerzeit und durch seine vielen Vorträge
auf Lehrerkonferenzen, im Bezirksobstbauverein Hanauerland und bei anderen
Anlässen den Ruf erworben, er brauche nur etwas kurz anzublicken, so wüßte
er gleich über Beschaffenheit, Entstehungsgeschichte und besondere Eigenschaften
Bescheid. Eines Tages entdeckte er im Kadaver eines heimischen Singvogels eine
Larve der Vogelbrutfliege, die man bisher nur in Südafrika vorgefunden und durch
Warenlieferungen nach Europa eingeschleppt hatte. In Forscherkreisen war diese
Entdeckung eine Sensation. Der Name Schlörer tauchte mehr und mehr in wissenschaftlichen
Fachblättern auf. Das tropenmedizinische Institut der Universität Tübingen
wählte ihn zum ehrenamtlichen Außenstellenleiter. Er durchstreifte Ställe
und Altwasser zusammen mit Prof. Dr. Fischer und Dozent Dr. Wenk, sammelte
Simulien (Kribbelmücken), Anophelis-Mücken (Malaria wurde im Rheinvorland
früher durch diese Schnakenart übertragen) und andere Insekten, deren Larven
und Eier, schrieb Abhandlungen über sie und ihre Lebensgewohnheiten, betreute
Doktoranden, unternahm Exkursionen mit Studenten, aber auch mit Wandervereinen
, fremden Schulklassen, mit Junglehrern und älteren Berufskollegen durchs
Gebiet der Rheinniederterrasse, der Auenwälder, des Korker- und Maiwaldes,
solange diese noch unberührte Tierparadiese waren.

Daneben widmete sich Schlörer einem guten Dutzend anderer Tätigkeiten, die
seinen Ruf als Original und Alleskönner mehrten: Er produzierte nach eigenem
Rezept einen wetterbeständigen Schutzlack, Weinessig, Käse, er drechselte in seiner
besichtigungswerten Werkstatt kunstvolle Stehlampen, Holzteller und Knöpfe,
entwickelte Filme und vergrößerte sie mit einem selbstgebauten Projektionsgerät.
Er bastelte Geräte für den Physikunterricht der Schule, stellte zahlreiche Wandkarten
für den Heimatkunde- und Geschichtsunterricht her, für den Biologieunterricht
Schmetterlings-, Käfer- und Pflanzensammlungen, und die Glasvitrinen im
Obergeschoß der neuen Diersheimer Schule sind gefüllt mit einer Menge interessanter
Lehrobjekte, die zum großen Teil seinem Sammeleifer zu verdanken sind.
Mit 66 Jahren schied Gottlob Schlörer aus dem aktiven Schuldienst. Es folgte beileibe
kein Ruhestand, sondern die nun gewonnene Freiheit nutzte der rastlos Wiß-

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