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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
51. Jahresband.1971
Seite: 19
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fruchtend gestaltet hat; auch ich bin ein Ur-Ur-Ur-Enkel des Messerschmidts und Lammwirts
Ignatius Rößler. Es kann kein Zweifel geben, daß die Persönlichkeit des Vaters
unseres Heimatpreisträgers diesen mitgeformt hat. Lassen Sie mich daher dessen Lebensablauf
kurz skizzenhaft streifen. Über die Schwelle der Hofapotheke kam täglich die
Prominenz der Bürger und der Kurgäste, nicht nur um Medizin zu kaufen, sondern um
Konservation zu betreiben, auf badisch um ein „Schwätzle" zu machen. Es kann daher
kein Wunder nehmen, daß man von der „Schwatzapotheke" sprach: Das war aber keineswegs
despektierlich gemeint. Aus heutiger Sicht möchte ich eine solche Begegnungsstätte als
das betrachtet sehen, wo der Kunde noch der Bekannte, der Mensch, ist, zu dem es Beziehungen
gibt, wo man nicht nur als bloßer Konsument behandelt wird. Ich glaube, etwas
von diesem Fluidum ist heute noch in der Sophienstraße zu bemerken. Dr. Oskar Rößler
war neben seiner umfangreichen wissenschaftlichen Arbeit auf dem Gebiet der Quellenforschung
besonders aber auch schriftstellerisch auf dem Gebiet der Erforschung und Erfassung
der Heimatgeschichte tätig. Die 1892 geschaffenen Stadtgeschichtlichen Sammlungen
hatten in ihm einen großen Förderer.

Nicht vergessen soll sein, daß Dr. Oskar Rößler 25 Jahre Stadtrat war, sein Enkel Dr. Rolf
Rößler ist jetzt in seine Fußstapfen getreten, eine Erscheinung, die in Baden-Baden nicht
ganz selten ist, daß Söhne und Enkel auch kommunalpolitisch tätig sind.

Eine solche familiäre Umwelt hat sicherlich den Boden für die spätere heimatpflegerische
Beschäftigung vorbereitet. Als ich vor. einiger Zeit in der „Ortenau", den Mitteilungen des
Historischen Vereins für Mittelbaden schmökerte, da fand ich im Jahresband 1931 einen
Nachruf auf August Rößler, den Schloßherrn von Neuweier, eine führende Persönlichkeit
dieser Vereinigung von Heimatforschern; dabei war auch sein Bild; es war frappierend
die Ähnlichkeit von August Rößler mit seinem Neffen Dr. Hans Rößler festzustellen.
Auch von dorther dürften Impulse gekommen sein.

Lassen Sie uns nun die allgemeinen Lebensdaten kurz durchgehen. Nach Besuch des Humanistischen
Gymnasiums, Studium der Pharmazie, das mit der Examensnote summa cum
laude beendet wird. Der Erste Weltkrieg sieht ihn als Kriegsfreiwilligen bei der Artillerie.
Beim Sturm auf Langemark wird er schwer verwundet, ich habe aber noch nie pathetische
Worte von ihm über den Langemark-Mythos gehört. Dr. Hans Rößler trat dann in die
Apotheke seines Vaters ein, die er nach dessen Tode alleine fortführte, bis er sie vor wenigen
Jahren seinem Sohn Dr. Rolf Rößler übergab. Von heimatpflegerischer Sicht verlief
sein Leben zunächst ereignislos. Er hat selbst gesagt, daß er sich mit stadtgeschichtlichen
Fragen kaum beschäftigt hat, weil er der Meinung war, sein Vater habe auf diesem Gebiet
genug geleistet, was bliebe da noch für den Sohn viel herauszuholen, wenn schon fast alles
gesagt sei. In dieser Einstellung zeigt sich eine wesentliche Eigenart Dr. Hans Rößlers: seine
Bescheidenheit, sein Bestreben, von sich, seiner Person und Tätigkeit kein Aufsehen zu
machen.

Ich sprach früher von der Bezogenheit des Individuums zur Umwelt. Die war es in beinahe
schicksalhaft zu nehmender Weise, die bewirkte, daß der Heimatpreisträger nun
begann tätig zu werden und zu bleiben. Nach dem Kriegsende mit seinen oft chaotischen
Verhältnissen wurde Dr. Hans Rößler von der Besatzungsmacht als politisch Unbelasteter
mit der Ordnung des Apothekerwesens im mittelbadischen Raum beauftragt; auch hier hat
er im stillen, von der Öffentlichkeit fast unbemerkt, viel Gutes getan, auch hier kam er von
der nicht gesuchten Aufgabe auf längere Sicht nicht los; bis 1959 war er in führenden
Positionen seiner berufsständischen Organisationen tätig.

Ganz unabhängig davon trat ein Ereignis ein, das die Hinwendung zur Heimatpflege zur
Folge hatte. Jahrzehntelang waren die stadtgeschichtlichen Sammlungen mit ihren wertvollen
Beständen in dem Gebäude Ecke Luisen-ZInselstraße untergebracht. Als nach Kriegsende
die Besatzungsmacht auch dieses Gebäude requirierte, wurden die Bestände teilweise
in den Garten des Hamilton-Parks geworfen. So war die große Gefahr, daß Unberechtigte
sich diese aneignen konnten. Ohne Geheiß und Auftrag ergriff Dr. Hans Rößler nun die
Initiative. Er stellt die Bestände sicher. Die Stadtverwaltung lieh ihm ihre Unterstützung,

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