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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
51. Jahresband.1971
Seite: 21
(PDF, 52 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1971/0023
Überstellung absehen werde; ich habe nur einige parallelen Aspekte herausgestellt. Man
wird aber bei der Würdigung von Paul Braun bemerken, daß zwar der Lebensablauf, der
Beruf, die Art der Tätigkeit der beiden Heimatpreisträger sich unterscheiden, daß aber die
Liebe zur Heimat und die heimatpflegerische Betätigung das verbindende Glied sind.
Wenn man Paul Braun im Monteurkittel mit einer Kabelrolle über der Schulter und der
Monteurtasche schweren Schrittes durch die Stadt gehen sieht, dann ahnen nur wenige, daß
man den größten und erfahrensreichsten örtlichen Experten auf dem Gebiet der Ur- und
Frühgeschichte vor sich hat.

Seine allgemeinen Lebensdaten sind kurz zusammenzustellen. Geboren am 1. 4. 1906 in
Baden-Baden, erlernte er nach dem Volksschulbesuch bei der damals hoch angesehenen
Firma Thiergärtner, das Elektrohandwerk; nun, nach Erreichung des 65. Lebensjahres,
wird er Rentner. Über seine Kriegsjahre komme ich noch im Zusammenhang zu sprechen.
Man nimmt gemeinhin an, daß die Erforschung der Ur- und Frühgeschichte die Sache und
Aufgabe studierter Fachgelehrter sei. Aber es ist nicht ganz selten, daß gerade Laien sich
im örtlichen Bereich dieser Aufgabe angenommen haben — keiner rief sie, sie kamen von
selbst. Es sind Autodidakten, die sich ihr profundes Wissen in ihrer Freizeit angeeignet
haben. Ein Musterbeispiel ist Paul Braun.

Man kann hier die Frage stellen, welche Momente ausschlaggebend sind, daß man sich aus
ganz anderer beruflicher Tätigkeit einem wenig populären Forschungsgebiet zuwendet,
wie der Ur- und Frühgeschichte.

Wahrscheinlich muß da eine Veranlagung vorhanden sein, zu den Ahnen Brauns zählt auch
der bekannte badische Historiograph Alois Schreiber.

Es sind beinahe Histörchen, die berichtet werden aus der Jugendzeit Paul Brauns, die das
wache Interesse des Knaben an geschichtlichen Funden zeigt. Im Alter von 8 Jahren fand
er im Gebiet der Fremersbergstraße eine alte Münze, es ist zwar keine römische, wie man
erzählt; und im Altschloßwald fand er eine Pfeilspitze, es war zwar keine vorgeschichtliche
, sondern nur eine indianische, die offenbar Buben bei Indianerlesspielen dort zurückgelassen
hatten. Das zeigt, daß in Paul Braun schon in frühen Jahren das Interesse an dem,
was früher war, geweckt war. Und mit einem bis heute nicht erlahmenden Eifer und einer
Zähigkeit sondergleichen wollte er immer mehr wissen, was früher war. Er begnügte sich
keineswegs mit dem, was darüber in Büchern berichtet wurde, sondern fing an, selbst zu
forschen.

Es gibt aber sicherlich nur wenige Gebiete, bei dem eine Forschung so schwierig ist, wie auf
dem Gebiet der frühesten Vergangenheit der Besiedlung unserer Heimat.
Um hierbei tätig sein zu können, muß man wissen, wo man vielleicht was finden kann,
und wie das aussehen kann. Paul Braun fing an, alles Erreichbare auf diesem Gebiet — und
dieses Schrifttum ist sehr oft nicht leicht erreichbar — nicht nur zu lesen, sondern als
dauernden, jederzeit greifbaren Besitz in sich aufzunehmen.

Hinzu kommt nun aber, daß eine intuitive Begabung vorhanden sein muß, auch etwas
„Altes" aufzuspüren, es zu finden. Wenn man auch nur oberflächlich weiß, was Paul Braun
in Jahrzehnten zusammengetragen hat, dann wird klar, daß er auf diesem Gebiet eine
eigenartige Naturbegabung hat.

Ein drittes muß hinzukommen, damit auf dem Gebiet der Ur- und Frühgeschichtsforschung
ein Erfolg beschieden ist, der Fleiß. Jahrzehntelang zieht Paul Braun an jedem
Wochenende bei Wind und Wetter auf Acker, Wiesen, Rebbergen und Wegen umher, zu
Fuß, zu Rad und mit dem Moped.

Erst alle drei Komponenten: Wissen, das Spürgefühl und der Fleiß machen das aus, was
Paul Braun befähigt hat, jahrzehntelang heimatpflegerisch so erfolgreich zu arbeiten. So
kam es, daß er seit 1938 Mitarbeiter der ur- und frühgeschichtlichen Denkmalpflege wurde.
1943 wurde er Pfleger des Amtes für Ur- und Frühgeschichte für die Stadt Baden-Baden
und den Stadtkreis Bühl. Als er 1948 aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrte, nahm er
diese Tätigkeit wieder auf und führte sie bis jetzt durch.

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