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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
51. Jahresband.1971
Seite: 34
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1971/0036
1. wie viele Pferde man auf einmal über die fliegende Brücke hinüberführen
könne;

2. über die Anwesenheit eines in Ettenheim angekommenen royalistischen Generals
(den man für Dumouriez hielt) Erkundigung einzuziehen;

3. zu berichten, ob der Prinz von Enghien (Sohn des Prinzen von Conde) in
Ettenheim wohne, wie lange er sich dort aufhalte oder von dort abwesend
sei; ob in den Tälern des Schwarzwaldes sich französische Emigranten aufhielten
und Zusammenkünfte hätten und welches die Namen der bekanntesten
unter ihnen seien.

Pfersdorff, als pflichtgetreuer Militär, erfüllte gewissenhaft den ihm gegebenen
Auftrag. Er begab sich verkleidet nach Ettenheim und erfuhr daselbst, daß der dort
weilende General nicht der berühmte Dumouriez, sondern Thumery sei, ein alter
und unbedeutender Mann, und mit dem Herzog von Enghien, den Pfersdorff
auch zu sehen Gelegenheit hatte, in Verbindung stehe.

Von seiner Mission zurückgekehrt, teilte er seinem Obersten das Ergebnis seiner
Untersuchungen mit. Er fand bei Charlot die von Paris gekommenen Generale
Ordener und Caulaincourt und wurde nun in Straßburg nicht mehr aus den
Augen gelassen, bis ihm am folgenden Tage sein Oberst die Weisung erteilte, sich
einer Expedition anzuschließen, die unter dem Befehle besagter Generale gegen
Ettenheim stattfinden sollte.

Ohne über die verfolgten Ziele dieses Unternehmens recht im klaren zu sein,
bestieg Pfersdorff denselben Abend mit Charlot und einem andern Offizier eine
Postchaise, die sie über Schlettstadt und Rheinau nach Ettenheim brachte, wo
Pfersdorff den General Thumery arretierte, während Charlot mit 50 Gendarmen,
die ihrem Wagen von Schlettstadt aus gefolgt waren, sich des Herzogs bemächtigte
. Von dem aus Schlettstadt herübergezogenen Begleitungscorps, das auf 1000
Mann Linientruppen angegeben wurde, bekam Pfersdorff keine zu Gesicht. Caulaincourt
befand sich nicht bei der Expedition, wohl aber General Ordener. Noch
in derselben Nacht wurde der Herzog in einem Wagen, von Pfersdorff und 2 gemeinen
Soldaten begleitet, in die Zitadelle von Straßburg gebracht, und auf der
Reise nach Paris war Pfersdorff gleichfalls sein Begleiter. Beide hatten keine
Ahnung davon, daß der eine dem Tod verfallen sei und der andere zum Werkzeug
eines Justizmordes gedient habe.

Zu Vincennes angelangt, waren zum Empfang des Herzogs keine Vorbereitungen
getroffen, und erst als seine Ankunft bekannt wurde, zog eine Abteilung von
Linientruppen herbei, die alle Posten und Zugänge des Schlosses besetzte. Der
Herzog wurde vor ein Kriegsgericht gestellt, dessen Kompetenz er bestritt, und
wobei der berüchtigte General Savary, obgleich nicht zu den Richtern gehörig,
dennoch bei dem Verhör gegenwärtig war und eine Hauptrolle spielte. Nach
kurzer Beratung wurde der unglückliche Prinz zum Tode verurteilt und wenige
Minuten darauf in einem Wallgraben von Vincennes, am 21. März 1804, erschossen
.

Dieser Tatsachenbericht enthält eine biographische Skizze, die ein Jugendfreund

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