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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
51. Jahresband.1971
Seite: 53
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Die Gebäude blieben verfallen und wurden bis heute nicht mehr aufgebaut. An
den mit seinen zwei Säulenhallen stehengebliebenen Chor wurde 1739 die heutige
evangelische Kirche angebaut.

Die Entstehung der Wallfahrt
Die Linde und der Brunnen

Was der Anlaß war, gerade an diesem Ort Maria besonders zu verehren, wer das
erste Marienbild an der Linde aufgestellt hat, woher dieses Bild kam, wie es
aussah, seit wann sich hier die Beter einfanden, all diese Fragen wird wohl niemand
mehr beantworten können.

Wallfahrtsorte brauchen Zeit, bis sie entstehen, beim Volk Vertrauen finden.
Peter Dörfler sagt einmal: „Die Wallfahrt ist keine Einrichtung der katholischen
Kirche. Sie gehört zu den frommen religiösen Bräuchen, die eine religiöse Arbeit
geschaffen hat. Die Kirche fand sie vor und führte sie von den Göttern zu Gott,
vom Ahnengrab zum Martyrergrab." 23

Erst wenn bei den Gläubigen sich die Ansicht bildet, daß Maria an einem bestimmten
Ort die Gebete lieber erhört als anderswo, erst wenn sich diese Meinung
in der näheren und weiteren Umgebung verbreitet und festigt, werden sich immer
mehr gläubige Menschen mit Vertrauen auf diese Hilfe auf den Weg machen, und
erst dann kann von einer Wallfahrt die Rede sein. Neben diesen sichtbaren Erfolgen
und Hilfen muß das Volk dann auch Gelegenheit finden, einem erbaulichen
und erheblichen Gottesdienst beiwohnen zu können24.

Zwei Anhaltspunkte lassen auf ein sehr hohes Alter unseres Wallfahrtsortes schließen
, ja weisen uns sogar auf einen heidnischen Kultort hin, nämlich die Linde
und der Brunnen.

Haine, Wälder und einzelne Bäume galten nach J. Grimm25 bei den Germanen
und Kelten als heilige Orte, wo die Geister hausen und wo man Opfer darbringt.
Der heidnische Baumkult ahnte und verehrte gerade in Hohlbäumen gute und
böse Geister, denen man opferte. Es mag kein weiter Weg gewesen sein, daß man
auch im Christentum auf Baumstümpfe oder in Baumhöhlen ein Kreuz oder
Heiligenbild anbrachte. Viele Wallfahrtsorte und Marienerscheinungen führen
ihren Ursprung zurück auf ein Bild, das zuerst an einem Baum verehrt wurde.
Neben der Eiche und dem Holunder wurde bei unseren heidnischen Vorfahren
gerade die Linde verehrt. Sie war der Lieblingsbaum der Frigge und Freia. Volkskundler
führen manche Marienwallfahrtsorte auf diese germanischen Göttinnen
zurück. Vielfach wurden unter der Linde Kreuze, Bildstöcke, Marien- und Heiligenbilder
erstellt oder am Baum angebracht. Wir kennen das Lindenkreuz, den
Lindenberg, die Wallfahrt zu den drei Linden. Lindenbaum und Lindenblatt kom-

23 Peter Dörfler, Vom religiösen Brauchtum. Hochland 34 I (1936—37), S. 205.

24 Beißel, S. 144.

25 Grimm, Bd. 1, S. 66.

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