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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
51. Jahresband.1971
Seite: 55
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Es braucht gar nicht so gewesen zu sein, daß gleich von den ersten Anfängen des
Christentums Maria Linden schon eine christliche Gebetsstätte gewesen ist. Daß
an der alten Kultstätte nicht wie oft üblich ein Michaelsheiligtum entstanden ist,
mag auf die Zisterziensermönche von Herrenalb zurückgehen, die in ihrem Orden
eine besondere Marienverehrung pflegten. Die Herrenaiber Besitzungen in Ottersweier
erstreckten sich ja gerade auf die Liegenschaften, wo heute Kirche und Kloster
stehen.

Die ersten Kirchen

Wir dürfen annehmen, daß durch die Herren von Windeck zum Schutz des Gnadenbildes
und zur Andacht der Pilger schon früh bei den Lindenbäumen eine
Kapelle aus Holz erbaut worden ist. Pater Schommartz ist der Ansicht, daß die
alte Sakristei rechts vom Chor auf die erste Kapelle zurückgeht28. Noch zu seiner
Zeit war gegen Osten ein Altartisch mit Altarstein und Reliquiengrab vorhanden.
Eine noch erkennbare Fensternische deutet Schommartz (f 1797) als Platz für das
Gnadenbild28. Die Urkunde über den Bau einer Kapelle, ausgestellt in Zabern,
stammt aus dem Jahr 148430. Damals gehörte die Ortenau zum Bistum Straßburg.
Die Nachbargemeinden der Lindenkapelle hatten darum den Bischof Albert von
Straßburg (1478—1506), Pfalzgrafen zu Rhein und Herzog von Bayern, gebeten,
eine neue Kirche oder Kapelle erbauen zu dürfen. Der Bischof gestattete, daß
dort, „wo die Gottesmutter und Jungfrau Maria sich durch Wunder bereits geoffenbart
hat", eine Kirche erbaut werden dürfe. Dieser Errichtungsurkunde zufolge
dürfen wir annehmen, daß bereits vor 1484 eine Kirche unter den Linden
gestanden hat. Von der 1484 erbauten Kirche stehen heute noch der Chor mit
seinen gotischen Netzgewölben und fünf spätgotischen Fenstern, die mit Glasmalereien
geschmückt waren. Das Wappen des Bischofs und die Zeichen der Baumeister
und Steinmetzen sind ebenfalls noch erkenntlich. Die Felder des Chorgewölbes
waren mit Freskomalereien belebt, die wieder alttestamentliche Vorbilder
der Muttergottes und Anrufungen aus der lauretanischen Litanei darstellten.
Die Glasmalereien stellten die zwölf Apostel dar. Reinfried vermutet, daß ein
Mitglied der Bauhütte Herrenalb, die damals viele Kirchen erstellte, auch der
Baumeister der Lindenkirche gewesen sei31.

Wie bei vielen Wallfahrtsorten weiß die Legende auch von dieser Kirche zu
berichten, daß man sie zuerst an einen anderen Platz bauen wollte, wo der Weg
nördlich von Ottersweier von der Hauptstraße nach Hatzenweier abzweigt. An
dem sogenannten „weißen Kreuze" jedoch sei das Bauholz, das man dort lagerte,
mehrere Male am anderen Morgen dort gelegen, wo heute die Lindenkirche
steht32.

28 Müller, S. 11.
2» Ebda.

30 Reinfried, FDA 18 (1886), S. 6.

31 Reinfried, FDA 18, S. 6 f.

32 Müller, S. 10.

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