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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
51. Jahresband.1971
Seite: 57
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wechselten ihr Bekenntnis. So verkündete Schlude von 1566 bis 1600 sowohl unter
den lutherischen als auch unter den katholischen Landesherren das Wort Gottes,
bald nach dem Katechismus Luthers, bald nach dem des Petrus Canisius. Herr
Jörg, wie Schlude auch genannt wurde, war verheiratet und hatte zwei Söhne,
Johannes und Markus, die mit den Geldern aus der Pfründe von Maria Linden
auf der Universität Freiburg studierten35.

Der katholische Pfarrer Ferler berichtet, „als er 1577 nach Ottersweier gekommen
sei, habe fast niemand mehr gewußt, ob er zur alten oder neuen Religion gehöre
" 36. Sein Vorgänger Martin Kuen (1560—1575) habe sich um nichts gekümmert
und jeden nach seiner Art leben lassen. Die Verstorbenen habe man gar nicht
mehr kirchlich beerdigt und auch keine Seelenmessen mehr gehalten. In der Kirche
habe man vor dem Allerheiligsten kein Ewiges Licht angezündet und auch keine
Kerzen mehr abgebrannt. Als Ferler zu Beginn der Fastenzeit an das Freitagsgebot
erinnert habe, hätte die Jugend auf dem Pfarrhof nachts von neun bis zehn Uhr
einen Auflauf veranstaltet und zum Fenster hinaufgerufen: „Hörst Du, ehrloser
Schelm, hast uns in der Kirchen verboten, Fleisch zu essen. Die von Otterschwyr
haben noch in jeder Fasten Fleisch gegessen, eh Dich der Teufel hierher getragen,
und wollen es auch künftig tun." 37 Freilich war Ferler keineswegs ein vorbildlicher
Priester und mußte 1591 wegen mancher Skandale und seiner Rechthaberei
als Pfarrer abgesetzt werden38. Als die Markgrafschaft von 1616 bis 1618 wieder
durlachisch war, wurde in der Lindenkirche kaum das eine oder andere Mal
in der Woche die hl. Messe gelesen. Der Markgraf Georg Friedrich hatte damals
auf simonistische Weile den reformfreundlichen Abt von Schwarzach, Georg
Dölzer, zum Pfarrer gemacht. Schommartz schreibt über die damalige Zeit ganz
kurz: „Der Eifer zur Andacht war damals ganz erkaltet." Anfangs 1622 wurde
der katholisch amtierende Pfarrer von Bühl, Thomas Nißlin, vom baden-
durlachischen Amtmann Kölder angewiesen, die unbesetzte Pfarrei von Ottersweier
mitzuversehen, die dem kaiserlichen Landvogt in der Ortenau unterstand.
Als Nißlin in die Lindenkirche kam, um dort Beicht zu hören, wurde er vom
Ottersweierer Schultheißen aus der Kirche verwiesen. Im Herbst des gleichen
Jahres rügte ein Schreiben aus der Durlacher Kanzlei, daß ein „Meßpriester" von
Ottersweier in der Kapelle zu Bühlertal die Messe gelesen habe. Die Amtsleute
sollten den Fall prüfen und die Kapelle schließen39. Wie Abt Gallus Wagner in
seiner Schwarzacher Chronik berichtet, blieben jedoch trotz Unterdrückung viele
ihrer katholischen Religion treu und kamen sonntags in das Schwarzacher Gebiet
nach Vimbuch oder in die alte Abteikirche zur hl. Messe40.

Erst als Georg Friedrich von Baden-Durlach in der Schlacht bei Wimpfen 1622
den Kaiserlichen unterlag und Ludwig Wilhelm von Baden-Baden wieder den

35 Reinfried, FDA 39, S. 102.

3« Reinfried, FDA 11 (1877), S. 122.

37 Ebda., S. 123, vgl. GLA 229/82057.

38 Über die Tätigkeit Fcrlers siehe GLA 229/82129—37 / 188, 1589.

39 Reinfried, FDA 11, S. 167.

40 Ebda., S. 52.

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