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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
51. Jahresband.1971
Seite: 62
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sich im Haus ein großer Saal für die Bibliothek und eine Kapelle mit dem Aller-
heiligsten, wo täglich die hl. Messe gelesen wurde. In der Kapelle wurde eine
große Reliquie des hl. Aloisius aufbewahrt.

Die Niederlassung hatte mitunter bis zu zwölf und vierzehn Patres, durchschnittlich
waren es sieben Patres und ein Bruder.

Das Kolleg konnte gut leben, da ihm Güter des aufgehobenen Klosters Herrenalb
zugeteilt wurden. Die Jesuitengüter waren gutes Gelände und wurden hervorragend
bewirtschaftet. In Ottersweier ergaben sie in den hundert Jahren, seitdem
sie von den Patres verwaltet wurden, eine Steigerung der Erträgnisse von tausend
auf fünftausend Reichsgulden. Bei der Aufhebung der Niederlassung erhofften die
einheimischen Bauern, daß sie verteilt oder Allmendgut würden. Doch sie kamen
aus der Hand der Kirche in die Hand des Staates und wurden Herrschaftsgüter.

Bau der heutigen Kirche

Wenn an Wallfahrtstagen die Prozessionen kamen, reichte der enge Raum bei
weitem nicht aus. Man half sich 1666 mit der Erweiterung der Empore. Um 1716
erwähnt der Chronist48, daß seit 100 Jahren — Zeit des Dreißigjährigen Krieges
und der Franzosenkriege — für den Bau und zur Ausstattung der Kirche nichts
mehr geschehen war. Die alten und bemalten Holzaltäre seien wurmstichig und
morsch geworden. Das Dach drohte einzustürzen. In diesem Jahre habe man dann
die alte Decke entfernt und ein neues, reich mit Stuck verziertes Gewölbe eingezogen
. Altäre und Fenster wurden erneuert. Bis 1720 konnte die innere Erneuerung
der Kapelle abgeschlossen werden, nachdem der Chor mit Symbolen aus dem
Leben Mariens ausgemalt war. Dank der Rührigkeit der Jesuiten waren diese Verbesserungen
möglich, und das alles zu einer Zeit, als der Bischof von Straßburg
andere Kirchen wegen ihres Zerfalls mit dem Interdikt belegen mußte49. Als 1756
Dach und Mauerwerk der Kirche aber doch morsch und baufällig geworden waren,
beschloß der Rektor Pater Anton Germans den Bau eines neuen Langhauses und
entwarf selbst die Pläne zur Erweiterung. Das Langhaus wurde abgerissen und im
sogenannten Jesuitenstil50 eine Halle mit freitragender Decke erstellt. In den am
2. September 1756 rechts vom Haupteingang eingelassenen Grundstein51 wurde
eine Urkunde mit einem Hymnus auf die Gottesmutter eingemauert. Wie schon
erwähnt, blieben der Chor und die Sakristei erhalten, das Reitertürmchen der
alten Kirche wurde über dem Hauptportal angebracht. Das neue Langhaus, 39
Meter auf 16 Meter in der Fläche und 10,57 Meter hoch, bietet 450 bis 700 Plätze.
Die Fassade wurde mit Figuren, das Portal mit einer aus Stein gehauenen Madonna
geschmückt.

Die Kosten für den Neubau wurden aus dem Fond der Lindenkirche aufgebracht.

48 MCh, S. 340.

49 Ebda., S. 340.

Mir dem Jesuitenstil bezeichnet man die reiche und prunkvolle Gestaltung der Fassade und der manchmal
überladenen Innenausstattung der Barockkirchen.
51 Hail, pag 9—10, Pfarrakt 79.

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