Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
51. Jahresband.1971
Seite: 68
(PDF, 52 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1971/0070
Oberbefehl in der sog. Bühler Linie. 1707 gelang es Villars, mit einer Übermacht
von 30 000 Mann den Erbprinz Karl Wilhelm zur Aufgabe der Linie zu zwingen.
Die 4 000 Bauern aus der Umgebung mußten die Wälle schleifen.
Schätzungen und Kontributionen im Spanischen (1710—1714) und im Polnischen
Erbfolgekrieg (1730—1735) wirkten sich auch in unserer Gegend aus. Die Folge
waren ständige Einquartierungen, Plünderungen, Verwüstungen, Unruhe auf
Straßen und Wegen. An eine geordnete Seelsorge oder eine Pflege der Wallfahrt
war in diesen Zeiten nicht zu denken.

Ja, im Orleanischen Krieg kam das Gnadenbild 1689 nach Baden-Baden. Umgekehrt
kam das Gnadenbild von Marienthal im Elsaß während der Französischen
Revolution von 1793—1803 mit fünf Kisten Kostbarkeiten in die Lindenkirche.
Ein Glasbild in einem Fenster der Marienthaler Wallfahrtskirche erinnert daran.

Blühendes Wallfahrtsleben
Die Seelsorge

Die Lindenkirche wurde durch die Ortsgeistlichen von Ottersweier versorgt.
Durch die Stiftungsurkunde83 war der für die Kaplanei anzustellende Kaplan
verpflichtet, an den Wochentagen in der Wallfahrtskirche die heilige Messe zu
lesen, und mußte zum Beichthören bereit sein. Durch die wechselvolle Geschichte
der Glaubenserneuerung und durch den späteren Dreißigjährigen Krieg hatte der
religiöse Eifer und dadurch auch die Wallfahrt so nachgelassen, daß längere Zeit
kein Kaplan angestellt werden konnte. Mit der Berufung der Jesuiten 1639
wurden Wallfahrt und Seelsorge neu belebt. Der Chronist stellt 1640 fest, daß
die Wallfahrt fast „eingeschlafen" war. Mit dem Fest Mariä-Himmelfahrt, das die
Jesuiten zum erstenmal wieder in der Lindenkirche feierten, wurde der geregelte
Gottesdienst wieder aufgenommen. Gleich in den ersten Jahren ihres Wirkens
hatten die Jesuiten die Rorate-Ämter eingeführt, die sehr gut besucht wurden.
Schon für das Jahr 1648, also unmittelbar nach dem Dreißigjährigen Krieg,
berichtet der Chronist: „Die Leute ließen ihre Hausarbeit liegen", um in aller
Frühe zum Rorate zu kommenr'4.

Wallfahrtskirchen waren stets bemüht, in den Besitz eines Ablaßbriefes zu kommen
, um einerseits die Pilger anzulocken und dann um Spenden für den Bau der
Kirche zu erhalten, die ja meistens nicht aus dem Vermögen der Pfarrei unterhalten
wurde. Wurde ein Ablaß bewilligt, so war das ein Beweis, daß der
Gnadenort ein gewisses Ansehen und damit eine große Anziehungskraft erlangt
hatte. Der erste Ablaß wurde kraft apostolischer Vollmacht 1502 von Bischof
Albert von Straßburg verliehen. Als die Jesuiten die Seelsorge übernommen
hatten, wurde 1648 ein Ablaß bewilligt, der an Maria Heimsuchung gewonnen
werden konnte. Der Zustrom aus der Pfarrei und aus den Nachbargemeinden war

63 Müller, S. 14.

64 FDA 72 (1952), S. 140.

68


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1971/0070