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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
51. Jahresband.1971
Seite: 73
(PDF, 52 MB)
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neuen Hüten, neuen Kleidern und geschmückten Pferden und gaben ihr durch die
ganze Ortenau bis Maria Linden das Geleite71.

Im Jahre 1723 berichtet der Chronist: „Zu den frommen Verehrern der Muttergottes
gehören besonders die Soldaten der Bürger- und Junggesellensodalität von
Baden. Ihren Eifer haben weder schwere Regengüsse noch die Länge des Weges
abhalten können, auch in diesem Jahr die feierliche Prozession zu veranstalten.
Sie haben zum erstenmal eine mehrere Pfund schwere Kerze geopfert und gelobten
dies auch in Zukunft so zu halten." Schön sagt der Chronist: „So sollten gleichsam
aller Sodalen Herzen in dem einen Herzen und in der einen Kerze am
Marienaltar brennen. Deshalb haben sie an ihre Kerze einen Zettel gehängt, auf
dem die deutschen Verse stehen:

So lang wir uns Sodalen nennen,
soll'n aller Herzen in einem brennen."

Auf Kreuzerhöhung 1727, dem Hauptfest der Todesangstbruderschaft, bewegte
sich am Nachmittag eine Prozession von der Pfarrkirche zur Lindenkirche. Sie
war so feierlich, wie Ottersweier noch nie eine gesehen hatte. Barockmäßig wie die
Prozession ist auch die Schilderung: „Voraus ging die unschuldige Jugend; unter
ihnen marschierten schön ausgestattete Jünglinge in klerikaler Kleidung mit
Fackeln in den Händen; ihnen folgten fünf Priester in schönem Prunkkleid; dann
kamen vier in Dalmatik, hierauf ebensoviel in Meßgewändern und Chorröcken;
sie alle trugen Kerzen in der Hand. Es folgte das Allerheiligste; hinter ihm das
Volk, langsam und bescheiden; Priester und Volk sangen und beteten fromme
Lieder; bei der Rückkehr in der Pfarrkirche wurde der ambrosianische Lobgesang
gesungen. Es war schon Nacht, als die Feier zu Ende war." 72
Zur Wallfahrt kamen nicht nur Prozessionen, sondern auch einzelne Pilger. Sogar
Sträflingen wurde eine Wallfahrt nach Maria Linden auferlegt als Buße73.
Festlich wurden auch die Zunft- und Bruderschaftstage in Maria Linden gehalten.
Die Schneider kamen am St.-Georgs-Tag, dem 23. April, die Müller und Bäcker
auf Mariä Himmelfahrt. Für die verstorbenen Zunftmitglieder wurde am Bruderschaftstag
in der Lindenkirche ein feierliches Seelenamt mit Opfergang gehalten74.
Zur Erfrischung der Pilger richteten die Jesuiten in der Kaplanei eine Wirtschaft
ein, die an einen Wirt und Bäcker verpachtet wurde75.

Wunder und Gebetserhörungen

In den vergangenen Zeiten war der Wallfahrtsort nicht so sehr berühmt wegen
seiner schönen Lage, wegen der imposanten Kirche oder der guten Prediger. Den
Wallfahrtsort machten berühmt seine Wunder und die dort erfolgten Gebets-

71 MCh, S. 314.

72 Ebda., S. 400.

73 Schmidlin Josef, in Archiv für Elsässische Kirchengeschichte 16 (1943).

74 FDA 15, S. 45.

75 MCh, S. 358.

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