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Abb. 3
Aujn.: Pfarrer Dr. Jörg Zink
pflege bekannte Strafe der Krummschließung angedeutet werden, wie sie in der
berühmten Basilika zu Vezelay (Burgund) in verschiedenen Variationen in Stein
dargestellt ist7. An der Nordwand des Choraufganges im Dom zu Chur liegt ein
Mensch in ähnlicher Verrenkung, über ihm ein grimmiger Löwe; die Kombination
ist sicher nichts anderes als eine Darstellung des in der Unterwelt gefangenen
Sünders. Der Ruf des Psalmisten: „Aus dem Rachen des Löwen reiß mich heraus
!" (Psalm 21, 22) dringt über die Zeit der Romanik ja noch bis in unser Jahrhundert
, wenn in der katholischen Totenmesse gebetet wird: „Bewahre mich
vor dem Rachen des Löwen!"
Außer ihrem symbolischen Hinweis auf die Unterwelt müssen die Löwen aber noch
in einem anderen Zusammenhang gesehen werden. Betrachten wir den Taufstein
zu Freudenstadt als Ganzes, dann sind die Fehden die Träger der das lebenspendende
Wasser enthaltenden Cuppa. Sie sind Träger des Heilen, Heiligen und (vom
Tode) Heilenden. Die damit zutage tretende Doppeldeutigkeit und Doppelwertigkeit
ist ein Charakteristikum aller echten Symbole. So war z. B. die Sieben
nicht nur die Zahl der Sakramente, sondern auch die der Todsünden. Bekannt ist
die Ambivalenz bei der Schlange; einerseits führt sie den Tod herbei (nicht nur in
der Genesis bei Adam und Eva, sondern auch in der griechischen Mythologie bei
Laokoon), andererseits bringt sie Heilung und Leben - man denke an die eherne
Schlange (4. Moses 21, 8) und in der griechischen Religion an die Schlange des
Heilgottes Asklepios; der schlangenumwundene Äskulapstab ist noch jetzt das
Zeichen des ärztlichen Berufsstandes.
Schon Johann Jakob Bachofen erkannte - für den Raum der Antike -, daß der
Löwe in sich die „Doppelpotenz des Feuers und des Wassers" vereinige. Der Überlieferungsstrang
reicht vom alten Ägypten, wo plastische Löwenkörper die Wasserspeier
der Tempelwände umkleideten, über die von Augustus nach Rom gebrachten
vier herrlich stilisierten wasserspeienden Löwen auf der Piazza del Popolo,
über die romanischen Trägerfiguren von Taufsteinen und Brunnen bis - um wieder
7 Oliver Beigbeder: Lexique des symboles. Paris 1969, Abb. 11, 12.
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