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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
51. Jahresband.1971
Seite: 95
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Abb. 5

Aufn.: Pfarrer Dr. Jörg Zink

blättrig endenden Drachenschwanz haben wir an der Rosheimer Kirche (Elsaß)
beim Giebelfenster des südlichen Querhauses; für das Motiv der drei aus dem
Rachen einer Schlange hervorkommenden Blätter sei ein Relief aus Alspach (heute
im Unterlindenmuseum zu Colmar) verwiesen. Wenn die beiden Drachen - nach
anderer Deutung sollen es Basilisken sein - das Böse, Infernalische sinnbilden, was
bedeuten dann die mit ihnen verbundenen bärtigen Köpfe (Abb. 4 und 5)? Handelt
es sich um die Darstellung menschlicher Seelen, die im Kampf mit der Sünde
liegen?14 Sind es zwei bereits Verlorene, die sich an die Mächte der Finsternis klammern
?15 In dem bei Wildberg im Nagoldtal gefundenen, etwas überlebensgroßen
Steinbild eines bärtigen Mannes mit langen, am unteren Ende aufgerollten Haarflechten
und den hoch am Halse ansetzenden Armen (heute Landesmuseum Stuttgart
) haben wir eine verblüffende Parallele zu Freudenstadt. Langes, in Zöpfe geflochtenes
Haar ist als Frisur der Vornehmen um 1200 bekannt. Im Tympanon
des Westportals zu Millstatt (Kärnten) trägt Christus solche Zöpfe. Auch in Freudenstadt
wird es sich bei dieser Haartracht um eine besondere Hervorhebung, um
eine Auszeichnung handeln.

Man wollte in der (verdoppelten) Figur schon den Gottmenschen als Herrn der
Tiere erkennen, ein Motiv, das in der romanischen Plastik öfter vorkommt und
letztlich in alteuropäischen und altorientalischen Vorstellungen wurzelt. Hier ist
auch das in der Form typisch romanische Masken-Drachen-Muster anzuschließen,
das zwei seitlich gesehene Tiere um einen frontalen Kopf gruppiert; als Beispiel
diene ein Kapitell des ehemaligen Benediktinerklosters Alpirsbach: das männliche
Haupt mit dem langen Haar läßt durch seinen diademähnlichen Reif (= Sonnensymbol
) an Christusdarstellungen erinnern; auf altgermanische Vorstellungen
dürften die Tierohren zurückzuführen sein, zugehörig dem goldborstigen Sonneneber
(in der Edda „Gullinbursti" genannt); so erscheint der Männerkopf als verkürzte
Darstellung des Sonnengottes (Christus), der die Mächte der Finsternis
überwindet und von dem es heißt, daß er für immer den Tod verschlingen werde

14 Jan Fastenau: Die romanische Steinplastik in Schwaben. Esslingen 1907, S. 7.

15 Richard Wiebel: Die geistige Botschaft romanischer Bauplastik. München 1940, S. 30 f.

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