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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
51. Jahresband.1971
Seite: 97
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Abb. 7

Aufn.: Pfarrer Dr. Jörg Zink

bei der Darstellung der Geschichte des Jona). Auf den guten Ausgang weist der
Dreisproß zwischen dem gewundenen Schlangenkörper hin (Abb. 6); er hat die
Form der heraldischen Lilie, die in Wirklichkeit ein „Kürzel" für den Lebensbaum
ist. Dieses Lebenszeichen findet sich vereinzelt auch in der romanischen Portalskulptur
; in Bebenhausen (Württemberg) ist es in einem Tympanon das beherrschende
Zeichen.

Noch ein Tier ist durch den Dreisproß (mit einem in Ringform endenden Stiel)
als gutes Wesen gekennzeichnet. Die Mehrzahl der Forscher spricht von einem
Panther, der nach dem Physiologus als Symbol Christi die Schlange (oder den
Drachen) verfolgt. Diese Szene scheint in Freudenstadt wiedergegeben. Gar nicht
abwegig halten wir aber auch die Deutung als Ichneumon, einer Schleichkatzenart
; dafür sprechen die Kleinheit des Tieres und der quastige Schwanz, der dem
Panther fehlt (Abb. 7). Vom Ichneumon spricht der Physiologus, daß es nach dem
Auffinden eines wilden Drachen (einer Schlange) sich mit Schlamm einsalbt und
dann das böse Tier vernichtet. Dazu die christliche Analogie: „So nahm auch unser
Heiland die Art des aus Erden gemachten Geschlechtes an und verbarg darin seine
Gottheit solange, bis er getötet hatte den geistlichen Drachen, den, der da sitzt auf
dem Flusse Ägyptens, nämlich den Teufel"18. Der geographische Hinweis auf
Ägypten kommt nicht von ungefähr, weiß doch die altägyptische Mythe von dem
Kampf des Ichneumons als Symboltier des Sonnengottes gegen die Unterweltsschlange
Apophis zu berichten19. Dem Mittelalter war Christus der sol salutis, die
Sonne des Heils, die das Böse und die Finsternis besiegt. Gleich, ob Panther oder
Ichneumon dargestellt sein sollten, es handelt sich um die Verbildlichung der uralten
Sehnsucht des Menschen nach Licht und Leben.

Die zwei letzten noch zu besprechenden Tiere stehen wieder in einem Zusammenhang
. Das rechte Tier - durch das große Horn auf der Stirn als Einhorn gekennzeichnet
(Abb. 8) - steht mit seinem linken Hinterhuf auf dem Kopf eines der

18 Richard Wiebel a. a. O., S. 29. Der Physiologus. Übertragen und erläutert von Otto Seel. Zürich i960,
S. 23 f.

19 Emma Brunner-Traut: Altägyptische Mythen im Physiologus (= Antaios 10/1969, S. 192 f.).

7 Ortenau 1971

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