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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
51. Jahresband.1971
Seite: 101
(PDF, 52 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1971/0103
In dieser Zeit oder unmittelbar danach, so glaubte man bisher, soll die heutige
Grabnische und das Epitaph entstanden sein. Nach zeitgenössischen Berichten
weiß man aber lediglich, daß im genannten Jahr dasLuitgard-Grab zum ersten Mal
geöffnet wurde. Der Initiator und Augenzeuge der Exhumierung, Pater Johann
Ludwig a Musis, berichtet am 12. April anno 1629 darüber. Das Gehirn mit der
Schädeldecke der Seligen habe man in noch unverwestem Zustand vorgefunden,
während alle anderen Körperteile vermodert und nicht mehr zu identifizieren
gewesen seien. Die Hirnschale ist ja bis zum heutigen Tag als Reliquie in der
Kirche geblieben. Die sehr sachlich abgefaßte Schilderung des Zeitgenossen enthält
jedoch keine genaueren Hinweise bezüglich der vorgefundenen Grabaufbauten.

Es ist also nicht ausgeschlossen, daß einzelne Bauteile des Grabes, so zum Beispiel
das besagte Epitaph, schon vorhanden waren und bei der Neuerrichtung wieder
verwendet wurden. Eine Bemerkung des Augenzeugen läßt nur indirekt auf den
baulichen Zustand rückschließen. An entsprechender Stelle schreibt er nämlich, die
Grabesöffnung sei mit „viel Mühe und Arbeit" geschehen. Ein solcher Zusatz
entspricht nicht dem sonst so nüchtern gehaltenen Text. Es muß beim Schreiber
schon einen besonderen Eindruck hinterlassen haben, mit welchem Kräfteaufwand
die Arbeiten verrichtet wurden. Wenn aber nicht eine Grabplatte, wie sie das
besagte Luitgard-Epitaph darstellt, mit seiner ganzen Masse schon damals das
Grab bedeckt hätte, wäre eine solch übergroße Mühe unbegründet gewesen.

Ein Riß quer durch die Grabplatte ist heute noch zu sehen. Er trat nach der
Reinigung der oberen Farbschicht deutlich hervor. Er läßt die berechtigte Vermutung
aufkommen, daß der Bruch eben bei diesen Grabarbeiten entstanden sei.
Von einer späteren Verlagerung des Epitaphs ist nämlich nirgendwo die Rede.
Die Platte muß damals aber noch im Kirchenboden eingelassen gewesen sein. Erst
nach der Exhumierung wurde das gesamte Grab, wie der Zeitgenosse berichtet,
höher gelegt, denn das einsickernde Grundwasser drohte die Anlage zu zerstören
. Bei den Grabungen mußte also ebener Erde gearbeitet werden. Es wäre
dann auch vorstellbar, daß die Hebung der wuchtigen Epitaphplatte tatsächlich
die erwähnte „Mühe und Arbeit" verursachte. Eine Verschiebung der Platte, falls
eine solche bei einer späteren Graböffnung vielleicht doch vorgenommen wurde,
hat in der nun bequem zugänglichen Höhe kaum zu dem erwähnten Bruch geführt
.

Man kann also mit großer Wahrscheinlichkeit sagen, daß das Epitaph im Jahre
der Exhumierung 1629 schon bestanden haben muß. Eine Entdeckung des Restaurators
bekräftigt diese Annahme. Beim Lösen von Farbschichten erkannte er, daß
verschiedene Sandsteine verarbeitet wurden. Die Epitaphplatte ist aus hellem
Sandstein gehauen, die restliche Grabanlage besteht ausnahmslos aus rotem Buntsandstein
. Beide Teile sind zumindest nicht in gleicher Zeit entstanden. Es ist auch
unwahrscheinlich, daß man gerade während der Wirren des Dreißigjährigen
Krieges Muse gefunden hat, zu der neuen Grabanlage noch gleichzeitig eine so
kunstvolle Epitaphplatte zu schaffen.

Weitere Anzeichen sprechen dafür, daß die Grabplatte früher entstanden sein

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