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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
51. Jahresband.1971
Seite: 121
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auch solche älterer Zeit, da es nicht üblich war, auch nur ein Namenszeichen, einen
Anfangsbuchstaben oder ein Werkstattzeichen anzubringen. Oft genug verbot
auch, was zum Beispiel bei mittelalterlichen Kunstwerken häufig der Fall ist, einfach
die Bescheidenheit des Künstlers, der nur ganz im Dienst einer tiefen und
großen Sache stehen wollte, irgendeinen Hinweis auf den Schöpfer des Werkes.

Da helfen dann, um Näheres herauszubringen, oft nur Vergleiche mit ähnlichen
oder gar gleichen Kunstwerken, von denen man fast zufälligerweise den Schöpfer
herausbekommen hatte. Besonders gespannt forscht man jedoch gerade bei solchen
Werken der Kunst, die sich durch außergewöhnliche und packende Darstellungsweise
dem Blick und dem ganzen Denken des Betrachters geradezu aufdrängen.

So haben wir unter den vielen Gemälden der Wolfacher Schloßkapelle eines, das
jeden Betrachter nicht nur anspricht, sondern in ungeheurer Ausdruckskraft geradezu
packt oder erschüttert. Es ist ein Bild in der Größe von 59 X 45 cm und
stellt das dornengekrönte Antlitz Christi auf dem Schweißtuch der Veronika dar,
ein Bildthema, das in der Kunst sowohl als Gemälde wie auch als plastische Darstellung
seit Jahrhunderten viel verwendet wurde.

Was ist nun mit diesem Bild besonderes?

Weiß man, woher es stammt? Kennt man den Künstler? War er ein schon in der
Kunst Vollendeter oder noch ein Anfänger? Daß es kein unerfahrener Anfänger
war, der es malte, sieht jeder Betrachter gleich. Daß es aber auch noch kein vollendeter
Künstler war, der es malte, dürfte etwa aus der nicht ganz befriedigenden
Darstellung der Dornenkrone zu schließen sein, denn hier kam er mit dem
Geflecht nicht ganz zurecht. Welche Zeit könnte für die Entstehung in Frage
kommen? Nach stilistischen Vergleichen müßte das Ende des Barock da anzunehmen
sein. Denn der Überschwang an Formgestaltung und Ornament ist schon einer
ruhigen und sachlichen Linie gewichen, wenn auch die Lockenpartien fast noch an
barocke Allongeperücken erinnern.

Haben wir ein Bild, das ähnliche Linien oder Farben aufweist, einen ähnlichen
Pinselstrich, ruhig und glatt und nur dünn die Farbe aufgetragen? Kennen wir
ein Bild, das etwa in der Haarfarbe ein von allgemein üblicher Malweise abweichendes
Rötlichbraun aufweist, fast eine Art Siena-Rotbraun? Ist auf einem
Bild hier ein Linnen in ähnlicher Weise dargestellt, in ähnlichen Falten oder in
ähnlicher Schattierung, an eine Art Grisaillemalerei erinnernd? Haben wir ein
Bild in dieser Art, das signiert ist?

Oft stand ich vor diesem Bild, das mich schon, als es noch einst an der Rückwand
der Kapelle hing inmitten vieler anderer Bilder, als kleinen Buben bei einem
Besuch der Kapelle direkt fesselte. So tief beeindruckte es schon den Vier- bis
Fünfjährigen! Denn ich hatte durch einen guten Nachbarn, den alten Malermeister
Oskar Neef, schon in Jahren den Blick für Bilder bekommen, in denen Kinder
sonst an alles andere denken, nur nicht an ernsthafte oder gar dunkle Gemälde.

Aber seit ich bei der Wiederherstellung das gereinigte Bild des toten Heilands
als ein Werk des großen Seele identifizierte, da man ja nun nach dem Reinigen

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