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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
51. Jahresband.1971
Seite: 150
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leren Kinzigtales zugeordnet werden, auch wenn sie nicht die Vorsilbe Welsch
tragen wie Welschensteinach und Welschbollenbach. Aloys Schulte19 hat auf die
Welschenorte aufmerksam gemacht. In der Folgezeit haben bis in die Gegenwart
hinein aus den verschiedensten Wissensgebieten kommende Gelehrte über das Problem
der romanischen Bevölkerung nachgedacht und geforscht und sind dabei auf
mehr oder weniger abwegige Lösungen verfallen. K. E. Maier ist diesen verschiedenen
Theorien nachgegangen und hat sie in seiner Geschichte von Welschensteinach2
" aufgeführt, ohne selbst zu einer eindeutigen klaren Vorstellung durch-
zufinden. Dabei ist nach den vorstehenden Darlegungen der Sachverhalt und die
Erklärung so einfach: Die fruchtbaren Seitentäler des mittleren Kinzigtales waren
in früherer Zeit von kleineren Gruppen des großen Volks der Kelten besiedelt.
Nach dem Bau der römischen Militärstraße durch das Kinzigtal im Jahre 74 n. Chr.
mußten die römischen Feldherren darauf bedacht sein, daß der Verkehr auf der
Straße durch die keltischen Nachbarn nicht gestört werden konnte. Was lag näher,
als römische Siedler in die Täler zu schicken und die Bewohner mit römischer
Kultur und Sprache zu überziehen, wie das auch sonst geschah. Hier konnte es
wohl ohne Kampf und in vollem Frieden geschehen. Die Kelten scheinen dafür
besonders empfänglich und aufnahmefähig gewesen zu sein. Aus meiner weit zurückliegenden
Schulzeit erinnere ich mich noch, daß Gajus Julius Caesar in seiner
Geschichte des Gallischen Kriegs einmal von den Galliern, d. h. von den Kelten,
sagte, sie wären „novarum rerum cupidus", nach neuen Dingen begierig. Nur so
wird erklärlich, warum Gallien, d. h. Frankreich, römische Sprache und Kultur
so vollständig übernommen hat, daß von der keltischen Sprache und Eigenart
nicht mehr viel übrigblieb. Die Anwesenheit des Mischvolks der Kelto-Romanen
in den Seitentälern ist eindeutig bewiesen durch die überlieferten kelto-romani-
schen Flurnamen und insbesondere durch den in Mühlenbach aufgefundenen Altarstein
der Diana Abnoba. Ein zweiter solcher der Schwarzwaldgöttin geweihter
Opferstein fand sich auf dem römischen Gutshof auf der Brandsteig oberhalb
von Schiltach.

Nicht folgen können wir Aloys Schulte, wenn er behauptet, daß die Kelto-Romanen
durch die Völkerwanderung aus den stillen Seitentälern des Kinzigtales vertrieben
wurden. Bei der Völkerwanderung waren große Volksstämme auf der
Suche nach weiträumigen Gebieten, die ihnen Möglichkeiten zur dauernden Niederlassung
boten. Diese fanden sie nicht in den bescheidenen kleinen Seitentälern.
Die Kelto-Romanen konnten deshalb ruhig dort wohnen bleiben, und sie sind es
auch, sonst wären die von ihnen herstammenden Flurbezeichnungen nicht bis auf
den heutigen Tag erhalten geblieben. Damit stimmt auch überein, daß die Bewohner
der Täler auch in den folgenden Jahrhunderten immer noch als Wälsche
bezeichnet wurden. In der Gerichtsurkunde vom Jahr 926 erscheint als Grenzbezeichnung
der Markgenossenschaft Ettenheim das „Commarchium Aleman-
norum" und das „Confinium Alemannorum". K. E. Maier, dem Verfasser des

19 1889 in seinem Beitrag „Über Reste romanischer Bevölkerung in der Ortenau" in der Zeitschrift für
Geschichte des Oberrheins.

20 Vgl. S. 34—37.

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