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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
51. Jahresband.1971
Seite: 160
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1971/0162
Rudolf Metz nachgewiesen wurde. Auch hier blieb die ältere Kirche mit Kirchhof
und Pfarrhaus und einem einzeln daneben stehenden Bauernhaus für sich allein
oberhalb des geschlossenen Ortsteils in der Landschaft stehen für die Talbewohner.
Prinzbach gehörte einst zur Herrschaft Geroldseck, und seine Kirche war Gotteshaus
für die Bewohner der Burg Hohengeroldseck. Das unterhalb der Burg liegende
Dorf Schönberg ist heute noch nach Prinzbach eingepfarrt, obwohl es sich
jenseits der Wasserscheide weit ins Schuttertal hinunter erstreckt.
Voraussetzung für diese frühen Kirchenbauten war, daß im Hinterland, in den
Tälern und auf den Höhen schon eine weitgehende Besiedelung mit Einzelhöfen
vorhanden war zu einer Zeit, als es in unserer Landschaft noch keine geschlossene
Dorfsiedlungen und Städte gab. Die im Kinzigtal festgestellte Tatsache, daß in
den meisten Fällen zunächst ein Kirchenbau entstand, trifft nicht nur für das
Kinzigtal zu, sie findet sich auch anderwärts und in weit entlegenen Gebieten. Es
seien dafür noch einige auf Reisen festgestellte Beispiele angeführt.
Die oberbayerische Stadt Traunstein hat sich zu einer größeren und wichtigen
Kreisstadt entwickelt und doch hat sie ihren kirchlichen Anfang von der am
Rande des Dorfes Haslach stehenden alten Dorfkirche genommen, und die Stadt
bestattete bis in die Neuzeit hinein ihre Toten auf dem Kirchhof der Urkirche,
obwohl die Entfernung von der Stadt bis zur Dorfkirche nicht weniger als zirka
2 km beträgt. Weil der Weg, auf dem die Toten hinausgetragen werden mußten,
so weit war, wurde schon in spätgotischer Zeit etwa auf der halben Strecke eine
Art Kapelle erbaut, die aber keine Kapelle war, sondern nur ein Durchgang, in
welchem in der Mitte sich ein Steinklotz befand, auf welchem der Sarg abgestellt
werden konnte, um den Trägern die Möglichkeit zu geben, einen Augenblick zu
verschnaufen und zum Tragen die Seite zu wechseln.

An der Straße von Traunstein in Richtung Teisendorf steht am erhöhten Bergrand
eine wuchtige romanische Kirche und neben ihr nur ein größeres Gebäude
mit Rathaus und Schule und in einiger Entfernung ein einzelnes großes Bauerngehöft
. Ich habe mir sagen lassen, daß die Kirche zu einem Dorf aus weit auseinander
liegenden Bauernhöfen gehört, das gegen 4000 Einwohner zählen soll.
Es hat sich hier also die Urform unverändert erhalten, ohne daß es zu einer
geschlossenen Ortsbildung kam.
Noch zwei Beispiele südlich der Alpen:

Nach Überschreiten des Brennerpasses erscheint als erste südtiroler Stadt Sterzing.
Die Pfarrkirche „Unserer Lieben Frau in Moos" steht etwa ein Kilometer weit
vor der Stadt. Die Vorgängerin der heutigen Kirche hatte die kirchliche Betreuung
der Bewohner ausgedehnter Täler schon vor der Gründung der Stadt, deren
Lage durch den Verkehr auf der Etschtalstraße bestimmt wurde.
In Bruneck im Pustertal steht auch die ältere Pfarrkirche außerhalb der am Fuß
der von den Bischöfen von Brixen erbauten Burg Bruneck entstandenen Stadt.

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